Am 1. November feiern Katholiken in aller Welt das Fest Allerheiligen, einen Tag, der den besonderen Vorbildern im Glauben gewidmet ist, die als Heilige verehrt werden. Allerheiligen geht zurück bis ins fünfte Jahrhundert, als die christliche Kirche diesen Tag einführte, um alle Heiligen zu ehren, insbesondere jene, die keinen eigenen Festtag im liturgischen Kalender haben. Es ist ein Tag der Besinnung, des Dankes und des Gebets, an dem die katholische Gemeinschaft die außergewöhnliche Lebensführung und das spirituelle Erbe jener würdigt, die durch ihre Werke, ihren Glauben und ihren Mut Vorbilder für andere wurden.
In Deutschland ist Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag in katholisch geprägten Bundesländern wie Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. An diesem Tag besuchen viele Menschen die Gräber ihrer verstorbenen Angehörigen, schmücken sie mit Blumen und zünden Kerzen an, die symbolisch für das ewige Leben und die Hoffnung auf Auferstehung stehen. Die Friedhöfe sind oft besonders feierlich und in warmes Kerzenlicht gehüllt. In vielen Kirchen finden spezielle Messen statt, bei denen die Gemeinde für die Heiligen betet und ihrer Vorbildfunktion im christlichen Glauben gedenkt.
In anderen Kulturen erhält das Fest eine noch intensivere Ausdrucksform. In Mexiko ist Allerheiligen eng mit dem berühmten „Dia de los Muertos“ (Tag der Toten) verbunden, der an zwei Tagen, dem 1. und 2. November, gefeiert wird. Dieses Fest vereint christliche und indigene Traditionen und zählt seit 2008 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Anders als in Europa, wo Allerheiligen oft ein eher stiller Tag des Gedenkens ist, wird der „Dia de los Muertos“ in Mexiko als farbenfrohes und lebendiges Volksfest gefeiert, das das Leben und die Erinnerung an die Verstorbenen in den Mittelpunkt stellt. Familien errichten kunstvolle Altäre, die sogenannten „ofrendas“, auf denen sie Blumen, Kerzen, Zucker-Totenköpfe, die Lieblingsspeisen der Verstorbenen und Fotos ihrer geliebten Toten platzieren. Der Glaube, dass die Seelen der Verstorbenen in diesen Tagen zu ihren Familien zurückkehren, schafft eine enge Verbindung zwischen den Lebenden und den Verstorbenen und stärkt den Glauben an das Fortbestehen des Geistes nach dem Tod.
Zu den Symbolen des „Dia de los Muertos“ gehören die leuchtend orangefarbenen Ringelblumen, die „Flor de Cempasúchil“, die auch als Blume der Toten bekannt ist. Man glaubt, dass ihr intensiver Duft die Geister anzieht und ihnen den Weg zurück zu ihren Familien weist. Neben den Altären und Blumenschmuck prägen bunte Totenkopfmasken, die „Calaveras“, das Fest, die für die mexikanische Kultur ein Symbol des Kreislaufs von Leben und Tod darstellen. An den Straßenrändern und auf den Plätzen tanzen Menschen in bunten Gewändern und bemalten Gesichtern, während Musiker traditionelle Lieder spielen – eine Feier des Lebens und der Erinnerung.
In den westlichen und katholischen Traditionen Europas und Nordamerikas steht Allerheiligen für eine andere Art von Festlichkeit, die jedoch ebenso tiefgründig ist. Viele Gläubige sehen in diesem Tag eine Gelegenheit zur Dankbarkeit und Erinnerung. In der katholischen Theologie stellt Allerheiligen ein Gedenken an die gesamte „Gemeinschaft der Heiligen“ dar, also sowohl jene, die von der Kirche heiliggesprochen wurden, als auch alle, die im Glauben und in christlicher Tugendhaftigkeit gelebt haben. Für die Gläubigen wird der Tag zur Besinnung auf das eigene Leben und auf die Frage, wie man dem Vorbild der Heiligen folgen kann.
Zusammen mit dem darauffolgenden Feiertag, Allerseelen am 2. November, bildet Allerheiligen einen Zeitraum des Gedenkens an die Toten und eine Gelegenheit, das Leben, die Tugend und das Vermächtnis der Heiligen und der Verstorbenen zu würdigen. In vielen Kulturen und Ländern ist der 1. November daher ein Tag, der den Kreislauf des Lebens und die Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten in den Vordergrund stellt, in verschiedenen Formen und Ausdrücken, aber stets mit der Absicht, die Ewigkeit und das Weiterleben im Glauben zu bekräftigen.