In den letzten Wochen haben schwere Fälle von Knollenblätterpilzvergiftungen für Schlagzeilen gesorgt. Besonders dramatisch verlief ein Vorfall in Essen, bei dem drei Kinder durch den Verzehr dieser Pilze in Lebensgefahr schwebten. Zwei von ihnen sowie ein Erwachsener mussten aufgrund der Vergiftung sogar eine Lebertransplantation erhalten. Solche Fälle verdeutlichen, wie gefährlich der Knollenblätterpilz für den Menschen sein kann. Um Risiken vorzubeugen, haben wir die wichtigsten Informationen zu diesem Giftpilz zusammengestellt.
Der Knollenblätterpilz: Merkmale und Erkennungsmerkmale
Der Knollenblätterpilz, insbesondere der grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) und der weiße Knollenblätterpilz (Amanita virosa), wächst typischerweise von August bis Oktober in Laub- und Mischwäldern. Der Hut des Pilzes ist etwa drei bis 15 Zentimeter breit und variiert je nach Art in der Farbe. Der grüne Knollenblätterpilz hat eine grün-gelbe Färbung, während der weiße Knollenblätterpilz, wie der Name schon sagt, weiß ist. Ein gemeinsames Erkennungsmerkmal beider Arten ist die charakteristische Knolle am Stielende. Laut Toxikologe Florian Eyer von der Technischen Universität München sollte der gesamte Pilz vorsichtig aus dem Boden gedreht werden, um das Stielende sichtbar zu machen und Verwechslungen zu vermeiden.
Giftig, aber nicht beim Anfassen
Das Berühren des Knollenblätterpilzes ist ungefährlich. Allerdings warnt Eyer davor, nach dem Sammeln der Pilze die Hände in die Nähe von Mund oder Augen zu bringen. Der Verzehr jedoch kann bereits in kleinsten Mengen tödlich sein. Schon 50 Gramm – etwa ein Pilz – reichen aus, um eine lebensbedrohliche Vergiftung auszulösen.
Häufige Verwechslungen: Ein Risiko für Laien
Trotz seiner markanten Merkmale wird der Knollenblätterpilz häufig mit essbaren Pilzarten verwechselt. Besonders der weiße Knollenblätterpilz sieht dem Champignon ähnlich. Ein entscheidender Unterschied liegt in den Lamellen: Beim Champignon sind diese rosa bis braun, beim Knollenblätterpilz hingegen immer weiß. Der grüne Knollenblätterpilz kann aufgrund seiner Farbe leicht mit dem Frauentäubling verwechselt werden, der keine Knolle am Stiel besitzt. Pilzsammler sollten daher im Zweifel immer auf das Mitnehmen unklarer Exemplare verzichten.
Erste Anzeichen einer Vergiftung
Eine Vergiftung durch den Knollenblätterpilz zeigt sich oft erst nach mehreren Stunden, was die Gefahr zusätzlich erhöht. Zu den ersten Symptomen gehören starke Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Ohne sofortige Behandlung kann das Gift in den Blutkreislauf gelangen und zu Leberversagen führen.
Notfallmaßnahmen bei Pilzvergiftung
Wer den Verdacht hat, Knollenblätterpilze gegessen zu haben, sollte umgehend den Giftnotruf unter 089/19240 anrufen, der rund um die Uhr erreichbar ist. Falls noch Reste oder Fotos der Pilze vorhanden sind, kann das die Identifizierung erleichtern. Bei schweren Symptomen wie Bewusstlosigkeit sollte sofort der Notruf (112) alarmiert werden.
Behandlungsmöglichkeiten
Ärzte versuchen zunächst, das Gift mithilfe von Aktivkohle zu binden. In fortgeschrittenen Fällen kommt ein Gegengift zum Einsatz. Droht ein Leberversagen, ist eine Transplantation oft die letzte Rettung. Laut Eyer regeneriert sich die Leber in den meisten Fällen, jedoch sind Vergiftungen mit dem Knollenblätterpilz jene, die am häufigsten tödlich verlaufen.
Vorsicht beim Pilzesammeln: Sicherheit geht vor
Pilze sammeln ist beliebt, birgt jedoch Gefahren. Toxikologe Eyer rät dringend davon ab, sich ausschließlich auf Pilzbestimmungs-Apps zu verlassen. Nur Pilze, die absolut sicher identifiziert wurden, sollten in den Korb kommen. Wer unsicher ist, lässt die Pilze am besten im Wald stehen – denn im Zweifel geht es um die eigene Gesundheit.