Nach einem Jahr der Testphase plant Venedig, seine Eintrittsgebühr für Kurzbesucher zu verdoppeln und auf 54 Tage im Jahr auszuweiten. Ab 2025 sollen an besonders besucherintensiven Tagen bis zu zehn Euro fällig werden, wenn Gäste ohne Übernachtung die Lagunenstadt betreten. Mit diesem Schritt versucht die Stadt, den stetig wachsenden Touristenansturm in den Griff zu bekommen.
Höhere Kosten sollen spontane Besuche regulieren
Wie bisher sollen Frühbucher nur fünf Euro zahlen, während für Besucher, die spontan oder kurzfristig anreisen, nun der doppelte Eintrittspreis gilt. Dies betrifft vor allem die touristisch besonders stark frequentierten Tage, etwa rund um Ostern und an den Wochenenden im Frühjahr und Sommer. Laut Michele Zuin, Stadtrat für Finanzen, hofft die Stadt, durch höhere Kosten kurzentschlossene Reisende vom Besuch abzuhalten. Der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, sieht dies als wichtigen Schritt, um sich gegen den Massentourismus und dessen Auswirkungen zu wappnen.
Einnahmen reichen nicht zur Kostendeckung
Die bisherigen Einnahmen zeigen, dass die neue Regelung trotz des positiven Effekts auf die städtischen Kassen nicht ausreicht, um die anfallenden Kosten für Entwicklung und Betrieb des Systems zu decken. Im Jahr 2024 erzielte die Stadt durch die Eintrittsgebühr 2,4 Millionen Euro bei etwa 485.000 zahlenden Tagesgästen. Diese Summe reicht jedoch nicht aus, um das komplexe Zugangssystem rentabel zu gestalten.
Skepsis der Bevölkerung
Einige Stadtbewohner stehen den Maßnahmen skeptisch gegenüber. „Es ist fraglich, ob eine Erhöhung auf zehn Euro den gewünschten Effekt bringt,“ erklärt Stadtrat Giovanni Andrea Martini. Obwohl an den Testtagen eine Gebühr verlangt wurde, nahmen die Besucherzahlen weiterhin zu. Einheimische zweifeln, dass die Gebühr allein ausreicht, um die Touristenströme in den engen Gassen rund um die Hauptattraktionen wie Markusplatz und Rialtobrücke einzudämmen.
Ausweichen auf kostenlose Abendstunden und alternative Anreise
Viele Besucher versuchen zudem, die Gebühren zu umgehen. Besonders in den Sommermonaten fielen Gruppen auf, die erst nach 16 Uhr anreisten, um sich den Eintritt zu sparen und stattdessen die Abendstunden in der Stadt zu genießen. Ein modernes Bezahlsystem mit QR-Code sollte das Ausweichen auf die gebührenfreien Stunden reduzieren, doch bisher wurden Verstöße nicht aktiv geahndet. Auch die angekündigte Strafe von bis zu 300 Euro bei einem Verstoß gegen die Eintrittsregelung blieb bisher ohne Anwendung.
Venedig bleibt damit ein touristisches Experimentierfeld für Maßnahmen gegen den globalen Massentourismus. Die kommende Erhöhung der Eintrittsgebühr wird zeigen, ob die Maßnahmen tatsächlich eine Linderung für die Bewohner der Lagunenstadt bringen und Venedigs Kulturerbe langfristig schützen können.