Eine neue Methode in der Krebsforschung verspricht, die Behandlungsmöglichkeiten für Krebspatienten erheblich zu verbessern. Durch die Erstellung sogenannter digitaler Zwillinge – also computergestützter Modelle, die die biologischen Daten von Patienten exakt nachbilden – können Ärzte potenzielle Therapien bereits im Vorfeld auf ihre Wirksamkeit prüfen. Das innovative Modell wurde auf dem europäischen Krebskongress in Barcelona vorgestellt und bietet neue Ansätze, um die Erfolgsaussichten individueller Krebstherapien zu erhöhen.
Individuelle Therapieplanung durch digitale Modelle
Um einen digitalen Zwilling zu erstellen, werden die biologischen Eckdaten und die genetischen Informationen aus Gewebeproben einer Patientin oder eines Patienten in ein Computersystem eingegeben, erklärt Onkologin Dr. Uzma Asghar vom britischen Krebsforschungsinstitut The Royal Marsden NHS Foundation Trust. Dieses digitale Modell simuliert, wie der Tumor auf verschiedene Behandlungsmethoden – etwa Chemotherapie oder Strahlentherapie – reagieren könnte. Die Analyse zeigt auf, welche Therapie für den jeweiligen Tumortyp die höchste Erfolgschance bietet.
Höhere Treffsicherheit durch digitalen Zwilling
Die bisherigen Ergebnisse sind beeindruckend: Bei einer bestimmten Tumorart lag die Ansprechrate auf eine vom digitalen Zwilling empfohlene Therapie bei 75 Prozent. Zum Vergleich: Die Ansprechrate bei herkömmlich verordneten Therapien betrug nur etwa 53 Prozent. Diese erste Anwendung verdeutlicht das Potenzial des digitalen Zwillingsmodells, da der Therapieerfolg mithilfe der simulierten Behandlungsoptionen besser vorhergesagt werden kann.
Der Weg zur klinischen Praxis
Aktuell basiert das Modell auf den Daten von 10.000 Patientinnen und Patienten und wird weiterentwickelt, um noch präzisere Prognosen zu ermöglichen. „Wir arbeiten daran, die Ergebnisse durch umfangreiche Datensammlungen weiter zu untermauern“, so Asghar. Die bisherigen Tests zeigen vielversprechende Ergebnisse. Wenn sich diese positiven Resultate auch in der Praxis bestätigen, könnte das digitale Zwilling-Modell in wenigen Jahren Teil der klinischen Routine werden und das gesamte Spektrum der Krebstherapien maßgeblich verändern.
Diese neue Technologie könnte die persönliche Krebstherapie revolutionieren und langfristig dazu beitragen, die Überlebenschancen von Patienten durch passgenaue Behandlungen zu verbessern.