In der Republik Moldau zeichnet sich ein äußerst knapper Ausgang des richtungsweisenden Referendums über den zukünftigen politischen Kurs des Landes ab. Die Bevölkerung war dazu aufgerufen, über die Frage abzustimmen, ob sich Moldau weiter in Richtung der Europäischen Union orientieren oder seine Bindungen zu Russland vertiefen solle. Nach Auszählung von mehr als 98 Prozent der abgegebenen Stimmen teilte die moldauische Wahlkommission mit, dass 50,4 Prozent der Wähler sich für eine Annäherung an die EU ausgesprochen haben.
Präsidentin Maia Sandu, die eine pro-europäische Politik verfolgt, äußerte sich jedoch besorgt über mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung. Sie beklagte, dass es zu massiven Wahlfälschungen zugunsten einer russlandfreundlichen Ausrichtung gekommen sei. „Diese Vorfälle müssen gründlich untersucht werden, und wir erwarten, dass alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden“, forderte Sandu in einer öffentlichen Ansprache. Sie bekräftigte, dass der Wille des moldauischen Volkes respektiert werden müsse.
Russland reagierte prompt auf die Vorwürfe der Präsidentin und forderte Sandu auf, Beweise für die behaupteten Wahlfälschungen vorzulegen. Ein Sprecher des russischen Außenministeriums betonte, dass solche Anschuldigungen nicht ohne Belege geäußert werden dürften und dass die Legitimität des Referendums durch unabhängige Beobachter bestätigt werden solle.
Neben dem Referendum fand auch die Präsidentschaftswahl statt, bei der Sandu unter den elf angetretenen Kandidaten als Erstplatzierte hervorging. Sie verfehlte jedoch die absolute Mehrheit und muss sich nun am 3. November einer Stichwahl stellen. Ihr Hauptkonkurrent wird aller Wahrscheinlichkeit nach der prorussische Kandidat Igor Dodon sein, der in der Vergangenheit als enger Verbündeter Moskaus galt.
Die Stichwahl könnte die politische Ausrichtung Moldaus entscheidend beeinflussen. Eine Wahl zugunsten Sandus würde den Weg für eine intensivere Zusammenarbeit mit der EU ebnen, während ein Sieg Dodons eine engere Bindung an Russland bedeuten könnte. In jedem Fall bleibt der Ausgang des Referendums und der bevorstehenden Stichwahl für die geopolitische Zukunft des Landes von erheblicher Bedeutung.