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Interview mit Rechtsanwältin Bontschev über rechtliche Aspekte von Finanzberatung und Online-Investitionen

IqbalStock (CC0), Pixabay

Interviewer: Hallo Frau Bontschev, vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit nehmen. Der Finanzmarkt erlebt derzeit eine Phase der Unsicherheit, und immer mehr Menschen informieren sich über Finanzprodukte über YouTube, Blogs und Social-Media-Kanäle. Welche rechtlichen Herausforderungen sehen Sie bei der Nutzung solcher Plattformen für Investmentberatung?

Rechtsanwältin Bontschev: Vielen Dank für die Einladung. In der Tat stellt die zunehmende Nutzung von Social Media zur Finanzberatung eine rechtliche Grauzone dar. Plattformen wie YouTube oder Blogs bieten Raum für sogenannte Finanz-Influencer, die teilweise nicht ausreichend qualifiziert sind, um fundierte Finanzberatung anzubieten. Das Problem ist, dass viele Menschen diesen Plattformen blind vertrauen, ohne zu wissen, dass die rechtliche Verantwortung dieser „Berater“ begrenzt ist. Insbesondere die fehlende Lizenzierung und Regulierung der Akteure stellt ein Risiko dar.

Interviewer: Was passiert, wenn Anleger aufgrund dieser Empfehlungen Geld verlieren? Welche rechtlichen Ansprüche könnten sie geltend machen?

Rechtsanwältin Bontschev: Grundsätzlich gilt: Wer professionelle Finanzberatung anbietet, muss sich an strikte gesetzliche Vorgaben halten, wie zum Beispiel die Beratungspflichten aus dem Wertpapierhandelsgesetz. Wenn eine Person aber auf Social Media Tipps gibt, ohne sich als professioneller Finanzberater zu qualifizieren, haftet sie in vielen Fällen nur eingeschränkt. Allerdings könnten Schadensersatzansprüche entstehen, wenn nachgewiesen wird, dass der Influencer fahrlässig oder vorsätzlich Falschinformationen verbreitet hat, die zu erheblichen Verlusten führten.

Interviewer: In dem Beispieltext wird deutlich darauf hingewiesen, dass keine Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden. Reicht dieser Hinweis aus, um rechtliche Verantwortung zu vermeiden?

Rechtsanwältin Bontschev: Solche Hinweise wie „keine Handlungsempfehlung“ können den Anbieter zwar in gewissem Umfang schützen, sind aber kein Freifahrtschein. Der Anbieter muss dennoch sicherstellen, dass die Informationen, die er verbreitet, korrekt und nicht irreführend sind. Ein allgemeiner Haftungsausschluss reicht oft nicht aus, wenn der Inhalt als professionelle Anlageberatung wahrgenommen wird und finanzielle Schäden entstehen.

Interviewer: Im Text wird auch über volatile Märkte und mögliche Renditen gesprochen. Welche rechtlichen Verpflichtungen bestehen für Plattformen, um Anleger über Risiken aufzuklären?

Rechtsanwältin Bontschev: In regulierten Finanzmärkten gibt es strikte Regeln zur Risikobelehrung. Finanzdienstleister müssen ihre Kunden umfassend über die Risiken ihrer Investitionen aufklären. Auf Plattformen wie YouTube oder Social Media liegt die Verantwortung in einer rechtlichen Grauzone. Es gibt bisher keine umfassende Verpflichtung zur Risikobelehrung für diese Art von Inhalten, außer der Influencer ist als Finanzberater registriert. Anleger sollten sich dessen bewusst sein und zusätzliche professionelle Beratung in Erwägung ziehen.

Interviewer: Was würden Sie Anlegern raten, die durch Social-Media-Empfehlungen in riskante Produkte investiert haben?

Rechtsanwältin Bontschev: Wenn Anleger den Verdacht haben, durch falsche oder irreführende Informationen Geld verloren zu haben, sollten sie zunächst prüfen, ob der Anbieter sich als lizensierter Finanzberater darstellt. In manchen Fällen können Ansprüche auf Schadensersatz geltend gemacht werden, wenn nachgewiesen wird, dass der Berater falsche Versprechen gemacht oder wesentliche Risiken verschwiegen hat. Wichtig ist, dass Anleger immer professionellen Rat einholen und nicht blind auf Social-Media-Empfehlungen vertrauen.

Interviewer: Vielen Dank für Ihre Einblicke, Frau Bontschev. Sie haben wichtige rechtliche Aspekte beleuchtet, die in der Welt der Online-Finanzberatung oft übersehen werden.

Rechtsanwältin Bontschev: Gerne, ist wichtig, dass sich Anleger bewusst sind, welche Risiken sie eingehen und wo sie rechtlichen Schutz suchen können.

Link: https://www.youtube.com/watch?v=HxWBpbfTFpw

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