Die Bilanz der AVB-Vermögensverwaltungs GmbH für das Geschäftsjahr 2022 zeigt deutliche finanzielle Probleme. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite wesentliche Veränderungen ergeben, die auf eine angespannte wirtschaftliche Lage hinweisen. Besonders kritisch sind der vollständige Verlust des Eigenkapitals und der starke Anstieg der Verbindlichkeiten.
1. Aktiva
- Anlagevermögen: Das Anlagevermögen stieg von 44.286,85 EUR im Jahr 2021 auf 108.038,85 EUR im Jahr 2022. Der Zuwachs, vor allem in den Finanzanlagen, wirft jedoch Fragen auf, da unklar bleibt, wie liquide oder wertbeständig diese Investitionen sind.
- Umlaufvermögen: Das Umlaufvermögen hat sich nahezu verdoppelt, vor allem aufgrund eines Anstiegs der Forderungen. Viele dieser Forderungen haben jedoch eine Laufzeit von mehr als einem Jahr, was die kurzfristige Liquidität des Unternehmens einschränkt.
- Kassenbestand: Der Kassenbestand und die Bankguthaben sanken von 25.835,43 EUR auf 12.311,85 EUR, was auf eine Verschlechterung der Liquidität hindeutet. Angesichts gestiegener Verbindlichkeiten ist dies ein ernstes Warnsignal.
- Nicht gedeckter Fehlbetrag: Besonders alarmierend ist der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag von 25.460,95 EUR, was auf eine bilanzielle Überschuldung hindeutet.
2. Passiva
- Eigenkapital: Das Eigenkapital ist komplett aufgebraucht und beträgt zum Ende des Geschäftsjahres 0 EUR. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 188.026,07 EUR. Ein Jahresfehlbetrag von über 213.000 EUR ist der Hauptgrund für den Verlust des Eigenkapitals.
- Rückstellungen: Die Rückstellungen verringerten sich von 32.150,91 EUR auf 12.977,20 EUR, was auf die Begleichung gewisser Verbindlichkeiten hinweisen könnte. Dennoch trägt dies wenig zur Verbesserung der Gesamtbilanz bei.
- Verbindlichkeiten: Die Verbindlichkeiten stiegen von 786.032,89 EUR auf 2.281.197,55 EUR. Dies stellt eine erhebliche Belastung dar, da die langfristigen Schulden einen Großteil dieser Summe ausmachen.
3. Finanzielle Gesamtsituation und Risiken
Die finanzielle Situation der AVB-Vermögensverwaltungs GmbH hat sich im Jahr 2022 erheblich verschlechtert. Die folgenden Risiken sind besonders gravierend:
- Eigenkapitalverlust: Das Unternehmen hat sein gesamtes Eigenkapital verloren und weist nun eine bilanzielle Überschuldung auf. Ohne neue Kapitalzuflüsse droht die Gefahr einer Insolvenz.
- Hohe Verschuldung: Der erhebliche Anstieg der Verbindlichkeiten, vor allem der langfristigen Schulden, erhöht das finanzielle Risiko erheblich.
- Geringe Liquidität: Die gesunkenen liquiden Mittel erschweren es dem Unternehmen, kurzfristige Verbindlichkeiten zu bedienen, was die Zahlungsfähigkeit gefährdet.
4. Schlussfolgerung
Die AVB-Vermögensverwaltungs GmbH steht vor großen finanziellen Herausforderungen. Der vollständige Verlust des Eigenkapitals und die stark gestiegenen Verbindlichkeiten deuten auf eine ernste finanzielle Instabilität hin. Das Unternehmen benötigt dringend Maßnahmen wie eine Kapitalerhöhung oder eine Reduktion der Schulden, um die Zahlungsfähigkeit zu sichern und eine drohende Insolvenz abzuwenden.
Unterschied zwischen bilanzeller und insolvenzrechtlicher Überschuldung
- Bilanzielle Überschuldung tritt ein, wenn die Verbindlichkeiten das Eigenkapital übersteigen, das Unternehmen jedoch weiterhin zahlungsfähig bleibt. In diesem Fall besteht keine Pflicht zur Insolvenzanmeldung, solange das Unternehmen seine Verpflichtungen bedienen kann.
- Insolvenzrechtliche Überschuldung liegt vor, wenn die Vermögenswerte die Schulden nicht decken und das Unternehmen keine positive Fortführungsprognose hat. In diesem Fall ist das Unternehmen verpflichtet, einen Insolvenzantrag zu stellen.
Während die bilanzielle Überschuldung primär ein buchhalterisches Problem darstellt, hat die insolvenzrechtliche Überschuldung rechtliche Konsequenzen, wenn keine Aussicht auf eine finanzielle Erholung besteht.