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Estland hinkt EU-Vorgaben zum Recycling weiterhin hinterher: Mögliche Strafzahlungen drohen

Chickenonline (CC0), Pixabay

Trotz erheblicher Bemühungen von estnischen Unternehmen, die Abfallbewirtschaftung und das Recycling zu verbessern, liegt Estland weiterhin hinter den Anforderungen der Europäischen Union (EU) zurück. Besonders die Recyclingquote von Haushaltsabfällen bleibt weit unter den EU-Vorgaben. Während die EU bis 2025 eine Recyclingquote von 55 Prozent fordert, erreicht Estland derzeit nur 33 Prozent. Sollte das Land die Vorgaben nicht einhalten, drohen Geldbußen in Höhe von mehreren hunderttausend Euro. Ob diese Strafen bereits im kommenden Jahr verhängt werden oder ob die Europäische Kommission die angekündigte Abfallreform des Landes abwartet, ist noch unklar.

Erste Großanlage für Bauabfälle in Betrieb

Eine der neuesten Initiativen, die zur Verbesserung der Recyclingquote beitragen soll, ist die Eröffnung der Green Marine-Anlage in Maardu. Diese Einrichtung ist die erste ihrer Art in Estland, die Bau- und Abbruchabfälle in großem Umfang verarbeitet. Die Anlage setzt größtenteils auf maschinelle Verarbeitung, um eine Vielzahl von Materialien zu gewinnen, die entweder recycelt oder zur Energiegewinnung wiederverwendet werden können.

„Wir arbeiten vor allem mit mineralischen Materialien, die als Ersatz für Naturkies genutzt werden können. Die sortierten Materialien gehen dann an andere Unternehmen“, erklärt Indrek Kajakas, Geschäftsführer von Green Marine.

Herausforderungen beim Recycling synthetischer Materialien

Besonders schwierig gestaltet sich das Recycling von synthetischen Materialien wie Folien und Kunststoffen, die derzeit größtenteils ins Ausland exportiert werden. Green Marine plant jedoch, das lokale Recycling auszuweiten, um den CO₂-Fußabdruck zu verringern, der durch den Transport entsteht. Allerdings ist das Aufkommen von Abfällen in Estland so gering, dass es für viele Unternehmen wirtschaftlich nicht rentabel ist, solche Materialien im Land zu recyceln.

Argo Luude, CEO von Eesti Keskkonnateenused, weist zudem auf die Problematik hin, dass das Recycling nicht immer umweltfreundlicher ist als die Verbrennung von Abfällen. „Wenn der Energieverbrauch und andere damit verbundene Kosten zu hoch sind, muss man sich fragen, ob es sich lohnt, bestimmte Materialien zu recyceln. Oft wird einfach angestrebt, alle Abfälle zu recyceln, ohne zu hinterfragen, ob dies ökologisch sinnvoll ist“, so Luude.

Abfallreform soll Wende bringen

Das Abfallaufkommen aus der Bauwirtschaft ist zwar höher als das der Haushalte, doch die Recyclingquote bei Bauabfällen ist besser. Dennoch bleibt die Herausforderung bei den Haushaltsabfällen groß. Estland plant daher, eine umfassende Abfallreform voranzutreiben, die in Kürze vorgestellt werden soll.

„Wir müssen in allen Bereichen, sowohl bei Haushalts- als auch bei Bauabfällen, die Recyclingquoten deutlich steigern“, erklärt Ivo Jaanisoo, stellvertretender Generalsekretär im Klimaministerium. Die Reform soll sicherstellen, dass das Land die EU-Vorgaben einhält und mögliche Strafzahlungen vermieden werden.

Ob Estland mit seinen Reformbemühungen Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Die kommenden Monate werden zeigen, ob das Land die notwendige Wende im Abfallmanagement schafft, um die EU-Vorgaben zu erfüllen und eine Strafe zu vermeiden.

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