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Rechtsanwältin Bontschev im Interview: Rechtliche Fallstricke und Pflichten bei Investitionen in Aktien, ETFs und Fonds

Spectra112 (CC0), Pixabay

Interviewer: Frau Bontschev, vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit genommen haben. In einem aktuellen Video spricht ein Anleger darüber, wie er Aktien von Nestlé und Roche nachgekauft hat und seine Anlagestrategie erklärt. Dabei stellt sich die Frage: Welche rechtlichen Aspekte müssen Anleger beim Kauf von Aktien, ETFs oder Fonds beachten?

Rechtsanwältin Bontschev: Vielen Dank für die Einladung. Grundsätzlich sollten Anleger wissen, dass der Kauf von Aktien, ETFs oder Fonds an sich unproblematisch ist, solange sie über ordnungsgemäße Informationsquellen verfügen. Allerdings gibt es im Rahmen des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG) in Deutschland klare Vorgaben, die sicherstellen sollen, dass Anleger über die Risiken und Chancen ihrer Investitionen gut informiert sind. Besonders wichtig ist, dass Anleger auf korrekte und verlässliche Informationen zugreifen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Wer zum Beispiel auf fehlerhafte oder irreführende Finanzinformationen setzt, läuft Gefahr, rechtliche und finanzielle Nachteile zu erleiden.

Interviewer: Das Video thematisiert auch den Kauf von Aktien internationaler Unternehmen, konkret von Nestlé und Roche. Gibt es besondere rechtliche Vorschriften, wenn es um den Erwerb von Aktien aus dem Ausland geht?

Rechtsanwältin Bontschev: Ja, beim Kauf von Aktien ausländischer Unternehmen gibt es zusätzliche Aspekte, die beachtet werden sollten, insbesondere in steuerlicher Hinsicht. In Deutschland fallen auf Dividenden Kapitalertragsteuern an, und das gilt auch für Dividenden ausländischer Aktien. Hier sollte man prüfen, ob zwischen Deutschland und dem Sitzland des Unternehmens ein Doppelbesteuerungsabkommen besteht, um unnötige Steuerzahlungen zu vermeiden. Zudem können die Rechte von Aktionären bei ausländischen Unternehmen anders geregelt sein, was bei Entscheidungen über Dividenden oder Aktionärsrechte eine Rolle spielt.

Interviewer: Im Video wird stark auf Dividendenstrategien hingewiesen. Welche rechtlichen Implikationen gibt es im Zusammenhang mit Dividenden, besonders bei ausländischen Aktien?

Rechtsanwältin Bontschev: Dividendenzahlungen unterliegen in Deutschland den steuerlichen Bestimmungen zur Kapitalertragsteuer, unabhängig davon, ob sie von inländischen oder ausländischen Unternehmen stammen. Rechtlich müssen Dividenden ordnungsgemäß in der Hauptversammlung beschlossen werden. Ein Aktionär hat dann das Recht, Dividenden zu erhalten, sofern er zum Stichtag im Besitz der Aktie ist. Bei ausländischen Unternehmen muss man jedoch die steuerliche Belastung und mögliche Doppelbesteuerungen beachten. Anleger sollten zudem sicherstellen, dass die Ausschüttung mit den nationalen Rechtsvorschriften des jeweiligen Landes übereinstimmt.

Interviewer: Ein weiterer interessanter Punkt im Video ist, dass der Anleger über seine Käufe in einem Podcast spricht. Gibt es rechtliche Vorschriften, die ein Anleger beachten muss, wenn er öffentlich über seine Investments spricht?

Rechtsanwältin Bontschev: Ja, das ist ein wichtiger Punkt. Sobald jemand öffentlich über seine Anlageentscheidungen spricht, muss er aufpassen, keine irreführenden oder manipulativen Informationen zu verbreiten. Besonders bei Influencern oder Personen mit großer Reichweite kann dies problematisch werden, da sie durch ihre Aussagen den Markt beeinflussen könnten. Das kann rechtlich als Marktmanipulation betrachtet werden, was strafbar ist. Anleger müssen transparent und ehrlich über ihre Investments berichten, ohne falsche Erwartungen zu wecken. Andernfalls drohen haftungsrechtliche Konsequenzen.

Interviewer: Im Video spricht der Anleger auch über eine breite Anlagestrategie, die sowohl konservative als auch risikoreichere Werte beinhaltet. Welche rechtlichen Pflichten hat ein Anleger in Bezug auf seine Anlagestrategie?

Rechtsanwältin Bontschev: Es gibt keine rechtliche Verpflichtung für private Anleger, ihre Anlagestrategie offenzulegen oder festzulegen. Es ist jedoch ratsam, dass Anleger ihre Investitionsentscheidungen gut dokumentieren, insbesondere wenn sie in verschiedene Anlageklassen investieren. Dies kann bei steuerlichen Fragen oder im Falle von rechtlichen Auseinandersetzungen hilfreich sein. Zudem sollten Anleger regelmäßig ihre Portfolios überprüfen und sicherstellen, dass sie die Risiken ihrer Investitionen gut verstehen.

Interviewer: Sie haben die Risiken angesprochen. Welche rechtlichen Risiken sollten Anleger im Allgemeinen beachten, wenn sie in Aktien, ETFs oder Fonds investieren?

Rechtsanwältin Bontschev: Die wesentlichen rechtlichen Risiken betreffen das Verlustrisiko. Jeder Anleger muss sich bewusst sein, dass er Kapitalverluste erleiden kann, insbesondere bei volatilen Märkten. Darüber hinaus sollten Anleger die rechtlichen Rahmenbedingungen für ihre Investments genau kennen. Das betrifft nicht nur steuerliche Vorschriften, sondern auch die Nutzung von Anlageplattformen und die Rechte, die sie als Aktionäre oder Fondsinhaber haben. Es ist auch wichtig, sich über Verbraucherschutzregelungen zu informieren, um sich vor betrügerischen Angeboten zu schützen.

Interviewer: Frau Bontschev, vielen Dank für Ihre ausführlichen rechtlichen Einblicke in das Thema Investitionen. Es war uns eine Freude, mit Ihnen zu sprechen!

Rechtsanwältin Bontschev: Vielen Dank, ich habe mich sehr gefreut, hier zu sein.

Link: https://www.youtube.com/watch?v=fexbzFBgiec

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