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Rechtsanwalt warnt: Influencer haften für irreführende Krypto-Investitionstipps – Risiken für Investoren und Content-Ersteller

Interviewer: In einem kürzlich veröffentlichten Video spricht ein Social Media Influencer über Fehler beim Investieren in Kryptowährungen. Er behauptet unter anderem, dass bestimmte Coins, die stark an Wert verloren haben, „klinisch tot“ seien und kaum eine Chance hätten, wieder frühere Höchststände zu erreichen. Welche rechtlichen Fragen werfen solche Aussagen aus Ihrer Sicht auf?

Rechtsanwalt Reime: Solche Aussagen berühren mehrere rechtliche Themen, vor allem wenn es um Anlageberatung und mögliche Fehlinformationen geht. Sobald jemand öffentlich eine klare Anlagestrategie empfiehlt oder bestimmte Coins als „tot“ bezeichnet, kann dies als eine Art Finanzberatung wahrgenommen werden. Das deutsche Recht ist in diesem Bereich ziemlich streng. Finanzberatung ist reglementiert, und wer in einer beratenden Funktion auftritt, muss sich über die rechtlichen Verpflichtungen im Klaren sein. Wenn die Aussagen zu Verlusten führen und dabei wichtige Informationen nicht erwähnt oder missverständlich kommuniziert wurden, könnten Schadensersatzansprüche entstehen.

Interviewer: Bedeutet das, dass Influencer, die solche Aussagen tätigen, im Prinzip als Finanzberater betrachtet werden könnten? Welche rechtlichen Risiken gehen sie damit ein?

Rechtsanwalt Reime: Genau, das ist möglich. Sobald ein Influencer spezifische Handlungsempfehlungen gibt, beispielsweise zu bestimmten Kryptowährungen rät oder davon abrät, könnte er rechtlich wie ein Anlageberater behandelt werden. Anlageberatung in Deutschland ist jedoch streng reguliert. Das heißt, wer diese Rolle übernimmt, müsste sicherstellen, dass seine Informationen vollständig, korrekt und vor allem sachlich fundiert sind. Wenn jemand ohne die nötige Sachkunde handelt und dadurch falsche Erwartungen schürt, könnte er dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Besonders problematisch wird es, wenn Investoren Verluste erleiden und nachweisen können, dass sie aufgrund dieser Informationen falsch investiert haben.

Interviewer: Was würden Sie Influencern, die im Bereich Kryptowährungen oder Finanzen tätig sind, rechtlich raten? Gibt es klare Regeln, die sie befolgen sollten?

Rechtsanwalt Reime: Ich rate Influencern dringend, Vorsicht walten zu lassen, wenn sie über Finanzprodukte oder Investments sprechen. Wichtig ist, klarzustellen, dass es sich um persönliche Meinungen und keine professionellen Empfehlungen handelt, falls sie keine Lizenz zur Finanzberatung besitzen. Eine deutliche Haftungsausschluss-Erklärung kann helfen, die Erwartungshaltung der Zuschauer richtig zu steuern. Dennoch schützt das nicht vollständig, wenn Aussagen irreführend oder sachlich falsch sind. Zudem sollte immer transparent gemacht werden, ob und wie die Inhalte eventuell gesponsert oder durch Eigeninteressen beeinflusst sind. Hier ist es entscheidend, die Verantwortung für die Richtigkeit der Informationen nicht zu unterschätzen.

Interviewer: Ein weiterer Punkt im Video war die Aussage, dass Coins, die stark gefallen sind, kaum wieder steigen würden. Kann diese pauschale Aussage rechtlich problematisch sein?

Rechtsanwalt Reime: Ja, solche pauschalen Aussagen können problematisch sein, vor allem wenn sie den Eindruck erwecken, dass sie auf fundierten Analysen beruhen, aber in Wirklichkeit nur eine subjektive Meinung darstellen. Wenn ein Influencer den Eindruck vermittelt, dass er eine sichere Prognose abgibt, und dies nicht als Spekulation oder persönliche Einschätzung kennzeichnet, könnten Anleger diese Aussage für bare Münze nehmen. Sollte es dann zu finanziellen Verlusten kommen, könnten Ansprüche auf Schadensersatz geltend gemacht werden, insbesondere wenn nachgewiesen werden kann, dass die Aussage zur Fehlentscheidung geführt hat. Hier gilt also: Vorsicht mit pauschalen Prognosen, gerade in einem so volatilen Markt wie dem der Kryptowährungen.

Interviewer: Gibt es auch rechtliche Bedenken hinsichtlich der Werbung für bestimmte Coins oder Finanzprodukte? Viele Influencer bekommen ja von Unternehmen Geld, um deren Produkte zu bewerben.

Rechtsanwalt Reime: Absolut. Hier ist Transparenz das A und O. Wenn ein Influencer für die Werbung eines Coins oder eines Finanzprodukts bezahlt wird, muss dies offengelegt werden. Es handelt sich in solchen Fällen um eine kommerzielle Kommunikation, und das sollte den Zuschauern klar gemacht werden. Das Verschweigen solcher Vergütungen kann als Schleichwerbung gewertet werden, was wiederum rechtliche Konsequenzen haben kann. Außerdem dürfen gesponserte Inhalte nicht den Anschein erwecken, dass es sich um unabhängige, objektive Ratschläge handelt. Hier hat der Influencer eine Verantwortung, für Klarheit und Transparenz zu sorgen.

Interviewer: Vielen Dank, Herr Reime, für Ihre detaillierten Antworten. Das war sehr aufschlussreich, vor allem in Bezug auf die rechtlichen Risiken, die beim Thema Kryptowährungen und Finanzberatung auf Social Media bestehen. Gibt es abschließend noch einen Rat, den Sie sowohl Influencern als auch Investoren mit auf den Weg geben möchten?

Rechtsanwalt Reime: Sehr gerne. Mein Rat an Influencer wäre, sich der Verantwortung bewusst zu sein, die sie tragen. Ihre Reichweite gibt ihnen großen Einfluss, und dieser sollte nicht leichtfertig genutzt werden. Sie sollten immer ehrlich und transparent kommunizieren und darauf achten, keine falschen Erwartungen zu wecken. Für Investoren gilt: Informieren Sie sich stets aus mehreren Quellen, bevor Sie Entscheidungen treffen. Kryptowährungen sind ein sehr spekulativer Markt, und es gibt keine Garantie für Gewinne – egal, was Ihnen gesagt wird.

Link: https://www.youtube.com/watch?v=IbPGqRXlweY

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