Laut einer repräsentativen Umfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zeigt sich, dass etwa ein Drittel der Deutschen grundsätzlich bereit wäre, auch nach dem Erreichen des Rentenalters weiterhin beruflich aktiv zu bleiben. Von den Befragten gaben 34 Prozent an, dass sie sich vorstellen könnten, über den offiziellen Rentenbeginn hinaus zu arbeiten, während 66 Prozent dies ablehnen. Besonders auffällig ist, dass die Bereitschaft dazu mit dem Alter zunimmt. Über 55-Jährige stehen der Idee, im Rentenalter weiterzuarbeiten, deutlich offener gegenüber als jüngere Menschen unter 30 Jahren.
Darüber hinaus zeigt die Umfrage, dass die Bereitschaft zur Weiterarbeit stark von der beruflichen Position und dem Bildungsgrad abhängt. Personen mit einer abgeschlossenen Hochschulausbildung sowie Führungskräfte sind häufiger bereit, im Alter weiterzuarbeiten. Sie schätzen die Möglichkeit, ihre Expertise weiter einzubringen, und möchten oft auch nach dem Renteneintritt aktiv bleiben. Im Gegensatz dazu zeigen Arbeitnehmer ohne abgeschlossene Berufsausbildung und ohne Führungsverantwortung deutlich weniger Interesse daran, nach dem Rentenbeginn weiterhin erwerbstätig zu sein.
Interessanterweise spielen finanzielle Erwägungen in der Entscheidung, über das Rentenalter hinaus zu arbeiten, eine untergeordnete Rolle. Obwohl häufig angenommen wird, dass Menschen aufgrund finanzieller Engpässe länger im Arbeitsleben verbleiben, zeigt die Umfrage, dass dies nicht der Hauptantrieb ist. Vielmehr stehen Faktoren wie das Bedürfnis nach sozialer Teilhabe, der Wunsch, geistig aktiv zu bleiben, und die Freude an der Arbeit im Vordergrund. Für viele Menschen bietet die Arbeit eine Möglichkeit, weiterhin Teil der Gesellschaft zu sein, sich herauszufordern und sich nützlich zu fühlen.
Die Ergebnisse der Umfrage deuten darauf hin, dass das Arbeiten im Rentenalter für viele Menschen in Deutschland eine attraktive Option ist – nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch aus sozialen und psychologischen Motiven. Dennoch bleibt die Mehrheit der Bevölkerung weiterhin skeptisch, was ein längeres Berufsleben nach der Rente betrifft. Dies zeigt, dass die Gesellschaft zunehmend differenziert über das Thema Rente und Erwerbstätigkeit im Alter nachdenkt, während das Bild eines starren Ruhestands allmählich aufgebrochen wird.