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Personalnot in Bahn-Stellwerken: Keine Entspannung vor September 2025 in Mitteldeutschland

Structuro (CC0), Pixabay

Die angespannte Personalsituation in den Stellwerken der Deutschen Bahn in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen wird sich voraussichtlich erst in rund einem Jahr entspannen. Laut einem Bericht der Deutschen Bahn, der der Mitteldeutschen Zeitung und der Bundesnetzagentur vorliegt, ist frühestens im September des kommenden Jahres mit einer vollständigen Besetzung der Stellwerke zu rechnen. Bis dahin müssen Bahnreisende in den betroffenen Bundesländern weiterhin mit Zugausfällen, Verspätungen und eingeschränkten Verbindungen rechnen. Aktuell liegt die Personalquote in den Stellwerken bei 98 Prozent, was bereits zu einem deutlichen Mangel an Kapazitäten führt.

Obwohl die Zahl von 98 Prozent zunächst nach einer fast vollständigen Besetzung klingt, zeigt sich, dass selbst eine minimale Personalunterdeckung gravierende Auswirkungen auf den Betriebsablauf der Bahn haben kann. Die Stellwerke sind eine essenzielle Komponente des Bahnverkehrs, da sie für die Steuerung des Zugverkehrs und die Sicherheit im Streckennetz verantwortlich sind. Ohne ausreichendes Personal können viele dieser Anlagen nicht durchgehend besetzt werden, was zu massiven Einschränkungen im Zugverkehr führt. In einigen Fällen müssen Züge aufgrund fehlender Stellwerksmitarbeiter auf bestimmten Strecken ganz ausfallen.

Die Personalknappheit betrifft sowohl den Regional- als auch den Fernverkehr, wobei insbesondere ländliche Regionen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen betroffen sind, wo bereits weniger Verbindungen zur Verfügung stehen. Der Mangel an Personal hat dazu geführt, dass einige Strecken unregelmäßig bedient oder sogar zeitweise stillgelegt werden mussten. Dies sorgt nicht nur für Unmut bei den Fahrgästen, sondern auch für erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen, da Pendler und Reisende alternative Transportmöglichkeiten nutzen müssen.

Die Deutsche Bahn sieht den Mangel an Fachkräften in den Stellwerken als Teil eines größeren Problems: Der Bahnsektor leidet generell unter Personalmangel, vor allem in technischen und sicherheitsrelevanten Berufen wie Lokführern, Zugbegleitern und Mitarbeitern in Stellwerken. Die Deutsche Bahn versucht seit geraumer Zeit, dem Fachkräftemangel durch intensive Rekrutierungsmaßnahmen entgegenzuwirken. So wurden in den vergangenen Jahren verstärkt neue Mitarbeiter eingestellt, Ausbildungsprogramme ausgebaut und Umschulungen gefördert, um dem Personalbedarf gerecht zu werden. Doch die Ausbildung von Fachkräften im Stellwerkbereich ist zeitaufwendig und erfordert spezielle Qualifikationen, sodass eine sofortige Entspannung der Lage nicht zu erwarten ist.

Ein weiteres Problem, das die Situation verschärft, ist die Altersstruktur der Belegschaft. Viele der erfahrenen Stellwerksmitarbeiter nähern sich dem Ruhestand, während der Nachwuchs noch nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung steht, um die frei werdenden Stellen zu besetzen. Das bedeutet, dass der Druck auf das bestehende Personal weiterhin hoch bleibt und die Belastung im Arbeitsalltag steigt.

Die Deutsche Bahn plant, durch den verstärkten Einsatz digitaler Technologien und moderner Stellwerksysteme langfristig eine Entlastung herbeizuführen. Der Einsatz digitaler Stellwerke, die zentral gesteuert und überwacht werden können, soll den Personalbedarf in Zukunft reduzieren. Doch auch diese Umstellung erfordert Zeit und erhebliche Investitionen. Zudem müssen Mitarbeiter in der Bedienung und Wartung dieser neuen Technologien geschult werden.

Die Bundesnetzagentur, die den Bericht der Deutschen Bahn erhalten hat, wird die Situation weiterhin beobachten und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen, um die Auswirkungen auf die Reisenden so gering wie möglich zu halten. Doch für Bahnreisende in den betroffenen Regionen bedeutet dies vorerst weiterhin Geduld und Flexibilität. Angesichts der bevorstehenden Herausforderungen im Bahnsektor bleibt die Frage, wie schnell und effektiv die Deutsche Bahn den Fachkräftemangel beheben und den Betrieb stabilisieren kann.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob die geplanten Maßnahmen zur Personalrekrutierung und -ausbildung greifen und ob sich die Lage bis zum angekündigten Termin im September 2025 tatsächlich entspannt. Bis dahin wird es jedoch voraussichtlich weiterhin zu Einschränkungen im Bahnverkehr kommen, die vor allem Pendler, Reisende in ländlichen Gebieten und den regionalen Wirtschaftsverkehr betreffen.

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