Angesichts der eskalierenden Lage im Libanon greifen wohlhabende Bürgerinnen und Bürger sowie Diplomaten zunehmend zu drastischen Maßnahmen, um dem krisengeschüttelten Land zu entkommen. Nach Berichten der zypriotischen Nachrichtenagentur CNA und des Rundfunksenders RIK fliehen immer mehr Menschen per Luxusjacht über das Mittelmeer zur Insel Zypern. Besonders die Häfen von Agia Napa und Larnaka verzeichnen seit Tagen eine steigende Zahl von Jachten, die aus dem etwa 180 Kilometer entfernten Beirut eintreffen.
An Bord befinden sich nicht nur reiche Libanesen, sondern auch Diplomaten und Mitarbeiter ausländischer Botschaften, die der zunehmenden Unsicherheit durch den Konflikt zwischen der Hisbollah-Miliz und Israel entkommen wollen. Die ohnehin angespannte Lage im Land hat sich in den letzten Wochen dramatisch verschärft, und viele Flüge aus Beirut sind entweder ausgebucht oder gestrichen worden, was den Seeweg zu einer der wenigen verbleibenden Fluchtmöglichkeiten macht.
Laut Medienberichten kostet die Überfahrt von Beirut nach Zypern zwischen 1.000 und 1.500 Euro pro Person. Bisher sollen rund 30 Boote mit Flüchtenden auf Zypern angekommen sein, und es werden täglich mehr.
Zypern bereitet sich auf großflächige Evakuierungen vor
Die zypriotische Regierung hat derweil angekündigt, bereit zu sein, internationale Evakuierungsaktionen zu unterstützen. Ein Sprecher der Regierung erklärte, dass Zypern einen Mechanismus aktiviert habe, der es ermöglicht, Staatsangehörige anderer Länder sicher über die Insel zu evakuieren. „Wir beobachten die Situation sehr genau und sind voll darauf vorbereitet, falls weitere Evakuierungsmaßnahmen erforderlich werden“, so der Sprecher.
Als Mitglied der Europäischen Union ist Zypern strategisch gut positioniert, um als sicherer Hafen für Menschen zu dienen, die vor der sich zuspitzenden Krise im Libanon fliehen. Die Insel könnte in den kommenden Tagen und Wochen noch stärker als Knotenpunkt für internationale Evakuierungen ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken.