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Russische Spionage in der Ostsee: Schiffe überwachen kritische Infrastruktur

ELG21 (CC0), Pixabay

Russland spioniert systematisch Windparks, Datenkabel und Pipelines in der Ostsee aus. Ein internationales Rechercheprojekt konnte erstmals die Aktivitäten mutmaßlicher russischer Spionageschiffe nachverfolgen.

Forschungsschiffe oder Spionagefahrzeuge?

Im Oktober 2023 stieß die deutsche Bundespolizei zufällig auf das russische Forschungsschiff „Gorigledzhan“ im Windpark „Arcadis Ost 1“ vor der Insel Rügen. Die Transponder des Schiffs waren ausgeschaltet – ein klarer Verstoß gegen die übliche Schifffahrtsvorschrift. Aus Sicherheitskreisen hieß es, dass die „Gorigledzhan“ Teil eines geheimen Tiefsee-Forschungsprogramms der russischen Marine sei. Das Schiff verließ den Windpark erst nach Aufforderung durch die Bundespolizei.

Gezielte Spionage in Nord- und Ostsee:

Das russische Vorgehen scheint kein Einzelfall zu sein. Immer wieder tauchen russische Schiffe in der Nähe von kritischer Infrastruktur auf. Offiziell betreiben sie „hydrographische Forschung“, doch es gibt Hinweise darauf, dass sie gezielt Pipelines, Datenkabel und Windparks ausspionieren. Diese Aktivitäten verstoßen gegen das Seerecht in den Hoheitsgewässern anderer Staaten.

Laut dem Rechercheprojekt „Russian Spy Ships“, an dem NDR, WDR und die Süddeutsche Zeitung beteiligt sind, wurden seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mehr als 400 Schiffsbewegungen von 72 russischen Forschungsschiffen dokumentiert. Besonders auffällig ist das wiederholte Ausschalten der Ortungssysteme und die ungewöhnlichen Manöver, die diese Schiffe in der Nähe von Pipelines und Datenkabeln ausführen.

Bedrohung durch hybride Kriegsführung:

Die Spionageschiffe sind oft mit hochsensibler Sonar- und Radartechnik ausgestattet, um den Meeresboden zu kartieren. Diese Informationen könnten im Falle eines militärischen Konflikts genutzt werden, um wichtige Infrastruktur gezielt zu sabotieren. Ein ehemaliger Matrose eines russischen Schiffs bestätigte, dass alles auf dem Meeresgrund – ob Kabel oder Leitungen – als strategisches Ziel betrachtet wird.

Gefährdung für die Sicherheit Europas:

Bruno Kahl, Präsident des Bundesnachrichtendienstes, warnt vor der konkreten Gefahr durch diese Aktivitäten. Die wachsende russische Präsenz in der Ostsee und das aggressive Vorgehen gegen westliche Infrastrukturen erfordern eine genaue Überwachung und stärkere Maßnahmen, um zukünftige Sabotageakte zu verhindern.

Experten fordern, die Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen und den Schutz der Unterwasser-Infrastruktur zu verbessern. Auch die Rückkehr zu alten Methoden der Überwachung, wie der Einsatz von Sensoren am Meeresgrund, wird diskutiert. Europäische Länder sehen sich durch die zunehmenden russischen Spionageaktivitäten gezwungen, ihre Verteidigungsstrategien anzupassen.

Fazit: Spionage in neutralen Gewässern bleibt eine Herausforderung

Trotz zahlreicher Hinweise auf russische Spionage bleibt das Vorgehen gegen diese Aktivitäten schwierig. Während sich die Schiffe häufig in den Wirtschaftszonen anderer Länder bewegen, in denen das Seerecht weniger Hoheitsbefugnisse vorsieht, können klare Maßnahmen oft nur in Territorialgewässern ergriffen werden. Der Ruf nach einer robusteren Durchsetzung des internationalen Seerechts wird lauter, um die Sicherheit in Nord- und Ostsee zu gewährleisten.

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