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Mental Health Coaches an Schulen: Ein Jahr nach Projektstart zeigt sich großer Bedarf

Elegant_Inspiration_Art (CC0), Pixabay

Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen steht zunehmend im Fokus. Sorgen, Ängste und Stress gehören für viele junge Menschen zum Alltag. Um dem entgegenzuwirken, wurde vor einem Jahr ein bundesweites Modellprojekt ins Leben gerufen, bei dem Mental Health Coaches an Schulen eingesetzt werden. Nun wurden erste Ergebnisse präsentiert – und sie zeigen, dass das Programm einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung junger Menschen leistet.

„Wir erleben viel Redebedarf“

Sina Mönch ist eine von über 80 Mental Health Coaches, die seit dem Start des Projekts im ganzen Land im Einsatz sind. An der Mittelschule in Sulzbach-Rosenberg betreut sie rund 400 Schülerinnen und Schüler von der fünften bis zur zehnten Klasse. „Wir erleben bei den Schülern viel Redebedarf zu Themen wie Druck, Stress und emotionalen Belastungen“, erklärt Mönch. Besonders die Nachwirkungen der Corona-Pandemie machen sich bemerkbar: Viele Jugendliche suchen Unterstützung, um mit den Folgen der Krise besser umgehen zu können.

Das Programm wurde von Bundesfamilienministerin Lisa Paus ins Leben gerufen. Unter dem Motto „Sagen, was ist. Tun, was hilft.“ stellte die Bundesregierung dafür zehn Millionen Euro bereit. Paus zieht nun eine erste Zwischenbilanz: „Das Programm ist zwar klein, aber es hat eine große Wirkung. Es schafft Raum für Gespräche über mentale Gesundheit und ermutigt die Jugendlichen, ihre Stärken zu erkennen und Resilienz zu entwickeln.“

Prävention und Aufklärung als zentrale Aufgaben

Im Zentrum der Arbeit der Mental Health Coaches steht die Prävention. Sie bieten offene Gespräche und Workshops an, in denen sie Schülerinnen und Schüler über mentale Gesundheit aufklären. Themen wie Stressbewältigung und das Erkennen eigener Stärken spielen dabei eine große Rolle. Ziel ist es, die Jugendlichen darin zu unterstützen, psychische Widerstandskraft – sogenannte Resilienz – zu entwickeln.

Neben den präventiven Angeboten stehen die Coaches auch für Einzelgespräche zur Verfügung. Annika Schramm, Mental Health Coach an einer Schule in München, berichtet von teils drängenden Problemen: „Viele Schülerinnen und Schüler kommen mit Depressionen, Ängsten oder sogar Suizidgedanken zu uns.“ Besonders besorgniserregend sei, dass einige Jugendliche ihre Probleme noch nie zuvor mit einem Erwachsenen besprochen hätten.

In solchen Fällen vermitteln die Coaches weiter an Fachkräfte und helfen den Jugendlichen, geeignete Therapieangebote zu finden. Viele der Coaches haben einen Hintergrund in Sozialer Arbeit oder Psychologie und verfügen über spezielle Fortbildungen in ihrem Bereich.

Positive Resonanz trotz Kritik an Finanzierung

Das Modellprojekt wird wissenschaftlich von der Universität Leipzig begleitet und evaluiert. Erste Ergebnisse zeigen, dass das Angebot von den Schulen gut angenommen wird. Drei Viertel der Schulleitungen bewerten die Arbeit der Coaches als „gut“ oder „sehr gut“. Zudem wünscht sich die überwältigende Mehrheit der Beteiligten eine Fortführung des Programms.

Julian Schmitz, Leiter der Evaluation, betont die Bedeutung der thematischen Ausrichtung: „Mentale Gesundheit, Resilienz, Stressbewältigung – genau diese Themen bewegen die Jugendlichen. Das Projekt ist gut gestartet und wird sehr gut angenommen.“

Allerdings wird Kritik an der kurzfristigen Finanzierung laut. Zwar ist das Projekt noch bis zu den Sommerferien 2025 gesichert, doch eine langfristige Perspektive fehlt. Mental Health Coach Annika Schramm hätte sich eine Finanzierungszusage für drei bis fünf Jahre gewünscht: „Vertrauen ist in diesem sensiblen Bereich von entscheidender Bedeutung, und das braucht Zeit.“

Die Zukunft des Programms bleibt daher ungewiss, doch die hohe Nachfrage und die positive Rückmeldung lassen hoffen, dass es weitergeführt und möglicherweise sogar ausgeweitet wird.

Hilfe bei Suizidgedanken

Sollten Sie selbst von Suizidgedanken betroffen sein, suchen Sie bitte umgehend Hilfe. Anonyme Unterstützung bieten die Telefonseelsorge unter 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 sowie die Nummer gegen Kummer für Kinder und Jugendliche unter 116 111.

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