Heute steht ein richtungsweisendes Urteil am Landgericht Braunschweig an. In einem neu aufgerollten Prozess soll entschieden werden, ob ein Paar aus Goslar, das zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurde, möglicherweise unschuldig ist. Die erschütternden Vorwürfe gegen die Frau und ihren Partner wiegen schwer: Sie sollen die erwachsene Tochter der Frau jahrelang vergewaltigt, misshandelt und verletzt haben. Doch nun gibt es erhebliche Zweifel an der Wahrheit der Anschuldigungen.
Der Bundesgerichtshof hatte bereits im Frühjahr das ursprüngliche Urteil aufgehoben. Der Grund: Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Aussagen des mutmaßlichen Opfers. Der Fall wurde daher zur erneuten Überprüfung an das Landgericht Braunschweig zurückverwiesen. Am vergangenen Dienstag gab ein gerichtlich bestellter Gutachter seine Einschätzung ab und bewertete die Wahrscheinlichkeit, dass die Aussagen der Tochter wahrheitsgemäß sind, als äußerst gering.
Die Entscheidung, die heute gefällt wird, könnte nicht nur das Leben des beschuldigten Paares grundlegend verändern, sondern auch weitreichende Fragen zur Glaubwürdigkeit und Handhabung von Gerichtsverfahren aufwerfen.