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FMTG – Falkensteiner Michaeler Tourism Group AG unsere Bilanzanalyse

PhotoMIX-Company (CC0), Pixabay

Der Jahresabschluss der FMTG – Falkensteiner Michaeler Tourism Group AG (FMTG) für das Geschäftsjahr 2023 zeigt eine signifikante finanzielle Erholung nach den herausfordernden Jahren der COVID-19-Pandemie und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Tourismusbranche. Obwohl das Unternehmen auf den ersten Blick starke finanzielle Ergebnisse präsentiert, gibt es strukturelle und strategische Herausforderungen, die nicht unbeachtet bleiben sollten. Diese Analyse beleuchtet die wesentlichen Aspekte des Jahresabschlusses und bewertet die langfristige Stabilität und Nachhaltigkeit des Unternehmenswachstums.

1. Signifikante Ergebnissteigerung – aber hohe Abhängigkeit von Einmaleffekten

Das Unternehmen konnte 2023 einen beachtlichen Jahresüberschuss von 33,47 Mio. EUR erzielen, was einem deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahresergebnis von 11,61 Mio. EUR entspricht. Auch das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) stieg von 32,97 Mio. EUR im Vorjahr auf 70,34 Mio. EUR, und das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) kletterte von 9,16 Mio. EUR auf 37,65 Mio. EUR, was einem Wachstum von 311 % entspricht. Diese starken Zahlen zeigen eine beeindruckende operative Leistung.

Allerdings muss angemerkt werden, dass ein großer Teil dieses Wachstums auf Einmaleffekte zurückzuführen ist, insbesondere auf die Konsolidierung des kroatischen Resorts Punta Skala, an dem die FMTG ihre Beteiligung im August 2023 auf 70 % erhöht hat. Solche Einmaleffekte verzerren die operative Leistung und stellen die Frage nach der Nachhaltigkeit der Ertragskraft in den kommenden Jahren. Ohne diesen Zuwachs könnte das organische Wachstum des Unternehmens weniger beeindruckend ausfallen. Daher muss das Unternehmen in den nächsten Jahren zeigen, dass es auch ohne größere Zukäufe und einmalige Konsolidierungen nachhaltig wachsen kann.

2. Wachsende Abhängigkeit von Crowdinvesting und Fremdfinanzierungen

Ein wesentlicher Kritikpunkt am Geschäftsmodell der FMTG ist die zunehmende Abhängigkeit von Crowdinvesting und Fremdfinanzierungen, um das Wachstum zu finanzieren. Im Jahr 2023 konnte das Unternehmen 25,1 Mio. EUR über Crowdinvesting-Kampagnen aufnehmen – eine deutliche Steigerung gegenüber den 14,2 Mio. EUR im Vorjahr. Dies zeigt, dass das Unternehmen verstärkt auf diese Finanzierungsquelle setzt, um Projekte und Betriebskosten zu decken. Während Crowdinvesting eine innovative Methode ist, um Kapital zu beschaffen, birgt es langfristig auch Risiken. Zum einen müssen diese Darlehen zuzüglich Zinsen zurückgezahlt werden, was in wirtschaftlich schwächeren Jahren zur Belastung werden kann. Zum anderen kann die Zinslast steigen, was bei höheren Fremdfinanzierungsvolumen eine deutliche Belastung für das operative Ergebnis darstellt.

Auch die sonstigen Verbindlichkeiten, die von 20,52 Mio. EUR auf 51,35 Mio. EUR gestiegen sind, spiegeln die gestiegene Abhängigkeit von Fremdkapital wider. Dieser Anstieg lässt sich größtenteils auf die Aufnahme von nachrangigen Darlehen und privat platzierten Finanzierungen zurückführen, die zur Finanzierung von Investitionsprojekten herangezogen wurden. Diese Finanzierungsmittel sind eine kurzfristige Lösung, um Wachstum zu ermöglichen, doch sie erhöhen das Risiko, wenn das Unternehmen nicht in der Lage ist, diese Schulden rechtzeitig und nachhaltig zu bedienen.

Die Nicht-Fristenkongruenz der Finanzierung – also das Missverhältnis zwischen der Laufzeit der Finanzierungen und der Verwendungsdauer der Mittel – bleibt eine zentrale Herausforderung. Diese Struktur bedeutet, dass langfristige Projekte teilweise mit kurzfristigen Mitteln finanziert werden, was das Risiko von Liquiditätsengpässen erhöht.

3. Anstieg der Beteiligungen an verbundenen Unternehmen: Chancen und Risiken

Die Beteiligungen an verbundenen Unternehmen stiegen von 94,8 Mio. EUR im Vorjahr auf 116,1 Mio. EUR im Jahr 2023. Dieser Anstieg ist vor allem auf die Erhöhung der Beteiligung an der kroatischen Punta Skala d.o.o. sowie weitere Gesellschafterzuschüsse an Tochtergesellschaften zurückzuführen. Diese Zukäufe und Beteiligungen stellen eine Wachstumsstrategie dar, die darauf abzielt, die Marktposition der FMTG im Premium- und Luxussegment des Tourismus zu festigen.

Während dies auf den ersten Blick eine positive Entwicklung darstellt, da das Unternehmen durch seine Beteiligungen neue Einnahmequellen erschließt, birgt es auch Risiken. Die zunehmende Konzentration auf wenige Schlüsselprojekte, insbesondere das Punta Skala Resort, kann das Unternehmen anfälliger für externe Schocks machen. Sollte es bei einem dieser Großprojekte zu Verzögerungen, unerwarteten Kostensteigerungen oder politischen Unsicherheiten (wie etwa durch die geopolitische Instabilität in Europa) kommen, könnte dies die finanzielle Stabilität der FMTG erheblich beeinträchtigen. Diese „Klumpenrisiken“ müssen sorgfältig überwacht und durch eine weitere Diversifizierung des Portfolios gemildert werden.

4. Kostensteigerungen durch Inflation und geopolitische Risiken

Ein weiteres Problem, das im Lagebericht deutlich wird, ist die anhaltende Kosteninflation, die das Unternehmen belastet. Insbesondere die Preise für Energie, Lebensmittel und Personal sind im Jahr 2023 stark gestiegen. Diese Entwicklungen haben direkte Auswirkungen auf die operativen Margen des Unternehmens, da die gestiegenen Kosten nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden können, ohne die Nachfrage zu beeinträchtigen.

Der Lagebericht weist zudem darauf hin, dass geopolitische Spannungen, wie der Ukraine-Krieg und der Nahost-Konflikt, die globalen Lieferketten und Energiepreise beeinflussen und zu weiteren Unsicherheiten führen. Diese Faktoren könnten sich in den kommenden Jahren verschärfen, wenn die globale Energiekrise und die Lieferkettenprobleme nicht gelöst werden. Für ein Unternehmen, das stark auf den Premium-Tourismus setzt und in mehreren Regionen Europas operiert, stellt dies ein erhebliches Risiko dar.

5. Expansionsstrategie im Premium-Campingbereich: Wachstumspotenzial und Herausforderungen

Ein interessanter Aspekt der Unternehmensstrategie ist die geplante Expansion im Premium-Campingbereich. Hier plant die FMTG, ihr Portfolio mit Umbauten von Campingplätzen auf der Insel Krk und am Hafnersee in Kärnten zu erweitern. Dieser Schritt zielt darauf ab, das Wachstum in einem stark wachsenden Marktsegment voranzutreiben und eine neue Einnahmequelle zu erschließen.

Während diese Expansion ein erhebliches Potenzial bietet, ist sie auch kapitalintensiv. Der Ausbau des Campingsegments erfordert beträchtliche Investitionen in Infrastruktur und Marketing, um die Premium-Positionierung erfolgreich umzusetzen. Zudem plant die FMTG, einen Joint-Venture-Partner zu gewinnen, um das Wachstum in diesem Bereich zu beschleunigen. Dies könnte zwar die Finanzierungslast mindern, bringt aber auch Risiken in Bezug auf die Kontrolle und die Gewinnverteilung mit sich. Es bleibt abzuwarten, ob die FMTG in der Lage ist, die hohen Investitionsanforderungen dieses Segments effizient zu bewältigen und ob die Nachfrage nach Premium-Campingangeboten auf dem erwarteten Niveau bleibt.

6. Geopolitische Instabilität und wirtschaftliche Unsicherheit als Bedrohung für die Stabilität

Wie im Lagebericht dargelegt, bleiben geopolitische Risiken eine ernsthafte Bedrohung für die Stabilität des Unternehmens. Der Krieg in der Ukraine hat bereits zu höheren Energiekosten und Problemen in den globalen Lieferketten geführt, die sich negativ auf die Betriebskosten auswirken. Auch der Nahost-Konflikt und die Unsicherheiten in Bezug auf die Energieversorgung tragen zu den Herausforderungen bei, mit denen sich die FMTG konfrontiert sieht.

Diese geopolitischen Risiken könnten langfristig zu einer verminderten Nachfrage im Luxus- und Premiumsegment des Tourismus führen, da Konsumenten aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten weniger bereit sind, für Hochpreissegmente auszugeben. Dies könnte besonders dann problematisch werden, wenn die FMTG weiterhin hohe Investitionen in den Ausbau ihrer Luxus- und Premiumangebote tätigt.

7. Positiver Anstieg der Eigenkapitalquote – Langfristige Stabilität jedoch ungewiss

Positiv hervorzuheben ist der Anstieg der Eigenkapitalquote von 27,1 % im Jahr 2022 auf 37,5 % im Jahr 2023. Dies zeigt, dass das Unternehmen aktiv daran arbeitet, seine Kapitalstruktur zu stärken, was auch notwendig ist, um den hohen Fremdfinanzierungsgrad zu reduzieren. Die Eigenkapitalrentabilität, die 2023 bei 51,4 % lag, weist auf eine effiziente Nutzung des Eigenkapitals hin.

Trotz dieser Verbesserungen bleibt die finanzielle Stabilität der FMTG jedoch fragil, da das Unternehmen weiterhin stark auf Fremdkapital angewiesen ist, um seine Wachstumsziele zu erreichen. Die hohen Verbindlichkeiten und die Notwendigkeit, Schulden fristgerecht zurückzuzahlen, könnten das Unternehmen in Zukunft belasten, insbesondere wenn es zu unerwarteten Einbrüchen im Tourismusgeschäft kommt.

Fazit

Der Jahresabschluss der FMTG – Falkensteiner Michaeler Tourism Group AG zeigt, dass das Unternehmen im Jahr 2023 deutliche finanzielle Erfolge erzielt hat, insbesondere durch die Konsolidierung von Zukäufen und eine starke Nachfrage im Tourismus. Die Umsatzsteigerungen und das verbesserte operative Ergebnis sind erfreuliche Entwicklungen. Jedoch sollte nicht übersehen werden, dass ein erheblicher Teil dieses Erfolgs auf Einmaleffekte und externe Finanzierungen zurückzuführen ist.

Die hohe Abhängigkeit von Crowdinvesting, Fremdfinanzierungen und Einmaleffekten birgt langfristige Risiken. Zudem könnten geopolitische Unsicherheiten, steigende Kosten und die Konzentration auf wenige Schlüsselprojekte die finanzielle Stabilität des Unternehmens gefährden. Die FMTG muss in den kommenden Jahren zeigen, dass sie in der Lage ist, nachhaltiges Wachstum zu generieren, ihre Schulden zu managen und gleichzeitig eine stabile Kapitalstruktur aufzubauen.

Die geplante Expansion in den Premium-Campingbereich und die Weiterentwicklung des Immobilienportfolios sind vielversprechende Strategien, die jedoch nur dann erfolgreich sein können, wenn die Finanzierung langfristig gesichert und die Risiken im Zusammenhang mit den hohen Investitionsanforderungen minimiert werden.

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