Start Verbraucherschutz Rechtsanwältin Bontschev zur Haftungsfrage: Wie sichere ich mich bei Aktienempfehlungen rechtlich ab?

Rechtsanwältin Bontschev zur Haftungsfrage: Wie sichere ich mich bei Aktienempfehlungen rechtlich ab?

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geralt (CC0), Pixabay

Interviewer: Frau Bontschev, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Gespräch genommen haben. Carina Müller gibt in ihrem Marktkommentar viele Ratschläge zu Aktienstrategien und Renditechancen, weist aber mehrfach darauf hin, dass es sich nicht um Anlageberatung handelt. Reicht dieser Disclaimer aus, um rechtliche Haftungsrisiken zu vermeiden?

Rechtsanwältin Bontschev: Vielen Dank für die Einladung. Grundsätzlich ist es sinnvoll, dass Frau Müller diesen Disclaimer anbringt. Ein solcher Hinweis kann tatsächlich helfen, das Risiko einer Haftung zu minimieren, da er die Grenze zwischen Meinungsäußerung und einer rechtsverbindlichen Beratung klarstellen soll. Wichtig ist aber, dass der Disclaimer deutlich und regelmäßig kommuniziert wird, wie es Frau Müller auch macht. Es darf bei den Zuhörern keinesfalls der Eindruck entstehen, dass sie konkrete, individuelle Beratung erhalten.

Interviewer: Könnte es dennoch zu rechtlichen Problemen kommen, wenn Anleger auf Basis dieser Informationen handeln und Verluste erleiden?

Rechtsanwältin Bontschev: Ja, das ist durchaus möglich. Wenn Anleger der Ansicht sind, dass sie durch die Äußerungen konkret beeinflusst wurden und dadurch finanzielle Verluste erlitten haben, könnten sie versuchen, rechtlich gegen Frau Müller vorzugehen. Es wäre dann entscheidend, ob ihre Aussagen als allgemeine Informationen oder als konkrete Handlungsempfehlungen verstanden wurden. Selbst mit einem Disclaimer gibt es immer ein gewisses Restrisiko, vor allem, wenn die Aussagen als zu beratend interpretiert werden könnten.

Interviewer: Was sollte Frau Müller also aus rechtlicher Sicht beachten, um sich besser abzusichern?

Rechtsanwältin Bontschev: Neben dem klaren Disclaimer sollte sie darauf achten, dass ihre Aussagen immer als allgemeine Meinungsäußerungen formuliert sind. Sie sollte vermeiden, spezifische Handlungsanweisungen zu geben, wie „diese Aktie solltest du jetzt kaufen“. Außerdem wäre es sinnvoll, schriftlich oder mündlich darauf hinzuweisen, dass jeder Anleger individuelle Beratung von einem Finanzexperten in Anspruch nehmen sollte, bevor er Entscheidungen trifft. Auch der Hinweis auf die Volatilität der Märkte und die Unsicherheiten im Zusammenhang mit Investitionen kann hilfreich sein, um das Risiko weiter zu minimieren.

Interviewer: Frau Müller betont auch, dass es keine Garantie für künftige Entwicklungen von Aktien gibt. Ist das aus rechtlicher Sicht relevant?

Rechtsanwältin Bontschev: Absolut. Diese Formulierung ist sehr wichtig, da sie deutlich macht, dass es keine sicheren Vorhersagen oder Garantien gibt. In der Finanzbranche ist es unerlässlich, die Unsicherheiten von Investitionen hervorzuheben. Das schützt nicht nur vor übertriebenen Erwartungen, sondern reduziert auch das Risiko, dass jemand eine Haftung für Fehlinvestitionen übernimmt.

Interviewer: Vielen Dank für diese aufschlussreichen Einblicke, Frau Bontschev.

Link: https://www.youtube.com/watch?v=PyCl4YFjRTY

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