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Bund verkauft letzte Commerzbank-Aktien – Rettung wird zum Verlustgeschäft

ulleo (CC0), Pixabay

Rund 16 Jahre nach der globalen Finanzkrise plant der deutsche Staat, sich endgültig von seiner Beteiligung an der Commerzbank zu trennen. Wie das Bundesfinanzministerium mitteilte, wird der Bund seinen verbleibenden Anteil von knapp 16,5 Prozent schrittweise veräußern. Diese Entscheidung markiert das Ende einer Ära, in der der Staat durch massive Kapitalhilfen die Bank vor dem Zusammenbruch bewahrt hatte.

Im Zuge der Finanzkrise 2008/2009 hatte die Bundesregierung der Commerzbank mit insgesamt 18,2 Milliarden Euro aus Steuergeldern geholfen, um deren Insolvenz abzuwenden. Bis heute hat die Commerzbank davon 13,15 Milliarden Euro an den Staat zurückgeführt. Das noch verbliebene Aktienpaket, das nun zum Verkauf steht, ist laut dem aktuellen Schlusskurs der Commerzbank-Aktien etwa 2,6 Milliarden Euro wert. Damit wird sich die Gesamtbilanz der staatlichen Rettung voraussichtlich negativ gestalten, da der Staat mit einem Verlust von rund 2,45 Milliarden Euro rechnen muss.

Der Verkaufserlös der verbleibenden Aktien wird allerdings nicht zur Entlastung des angespannten Bundeshaushalts beitragen, da er vollständig an den Bankenrettungsfonds Soffin fließt. Dieser Fonds war während der Finanzkrise geschaffen worden, um systemrelevante Banken wie die Commerzbank zu stabilisieren. Für den Bundeshaushalt bleibt die Beteiligung somit ein Verlustgeschäft, das nicht zur Deckung anderer Haushaltslöcher beitragen kann.

Wirtschafts- und Finanzexperten bewerten den Verkauf als logischen Schritt, der längst überfällig war. Der Bund hält seit Jahren keine operative Rolle mehr in der Führung der Commerzbank und hat mehrfach angekündigt, die Beteiligung zurückzufahren, sobald der Markt es zulässt. Angesichts des zuletzt gestiegenen Aktienkurses der Commerzbank scheint nun der geeignete Zeitpunkt gekommen zu sein, um die restlichen Anteile abzustoßen.

Trotz der Verluste betrachtet das Bundesfinanzministerium die Rettungsaktion insgesamt als Erfolg, da ein Zusammenbruch der Commerzbank im Jahr 2009 weitreichende Folgen für das deutsche Finanzsystem gehabt hätte. Die Rettung sei ein entscheidender Beitrag zur Stabilisierung des Bankensektors gewesen. Dennoch bleibt die Commerzbank-Rettung in der öffentlichen Diskussion ein umstrittenes Thema, da der Staat am Ende nicht die volle Rückführung der eingesetzten Mittel erzielen konnte.

Die Commerzbank selbst hat sich in den letzten Jahren in einem schwierigen Umfeld neu aufgestellt. Sie musste einen umfassenden Restrukturierungsprozess durchlaufen, der unter anderem den Abbau tausender Arbeitsplätze und die Schließung vieler Filialen beinhaltete. Auch die Corona-Pandemie und die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen belasteten die Bank zusätzlich. Dennoch hat sich die Commerzbank zuletzt stabilisiert und zeigt positive Tendenzen, was auch der Grund für den gestiegenen Aktienkurs sein dürfte.

Die Veräußerung der letzten staatlichen Anteile markiert nun das Ende der staatlichen Einflussnahme und soll der Bank die Möglichkeit geben, sich in einem wettbewerbsorientierten Marktumfeld ohne staatliche Beteiligung weiterzuentwickeln. Finanzminister Christian Lindner betonte, dass der Staat keine dauerhafte Beteiligung an Privatbanken anstrebe und sich darauf konzentriere, solche Engagements so schnell wie möglich zu beenden.

Der genaue Zeitplan für den Verkauf der verbleibenden Aktien wurde noch nicht veröffentlicht, es wird jedoch erwartet, dass die Anteile schrittweise über einen längeren Zeitraum veräußert werden, um negative Auswirkungen auf den Aktienkurs zu minimieren.

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