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Interview mit Rechtsanwältin Bontschev über rechtliche Aspekte von Finanzvideos und Investmentberatung

Interviewer: Frau Bontschev, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um über die rechtlichen Aspekte von Finanzvideos und Investmentberatung zu sprechen. Ein Influencer hat in einem Video detailliert darüber gesprochen, wie er ein Vermögen von 4 Millionen Euro aufgebaut hat, und gibt dabei Einblicke in seine Anlagestrategien. Was sind die wichtigsten rechtlichen Aspekte, die bei solchen Videos zu beachten sind?

Rechtsanwältin Bontschev: Vielen Dank für die Einladung. Bei solchen Videos gibt es mehrere rechtliche Aspekte, die beachtet werden müssen. Zunächst einmal stellt sich die Frage, ob es sich um eine Anlageberatung oder eine Anlagevermittlung handelt, die unter die Regulierung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) fällt. Wenn in dem Video konkrete Anlageempfehlungen gegeben werden oder der Eindruck entsteht, dass der Zuschauer diesen Empfehlungen folgen sollte, könnte dies als Finanzdienstleistung angesehen werden, die in Deutschland einer Erlaubnis bedarf.

Interviewer: In dem Video wird betont, dass der Influencer nichts verkaufen möchte und lediglich seine eigenen Erfahrungen teilt. Macht das einen Unterschied in der rechtlichen Bewertung?

Rechtsanwältin Bontschev: Es macht durchaus einen Unterschied, wie der Inhalt des Videos präsentiert wird. Wenn der Influencer klarstellt, dass es sich lediglich um persönliche Erfahrungen handelt und keine Anlageberatung beabsichtigt ist, kann dies helfen, rechtliche Fallstricke zu vermeiden. Allerdings reicht dieser Hinweis alleine oft nicht aus, um rechtliche Konsequenzen auszuschließen. Entscheidend ist, wie der durchschnittliche Zuschauer das Video versteht. Wenn die Darstellung so wirkt, als würden konkrete Anlageentscheidungen empfohlen, könnte dies dennoch als erlaubnispflichtige Finanzdienstleistung angesehen werden.

Interviewer: Der Influencer spricht auch über seine Erfahrungen mit verschiedenen Anlageformen, wie Aktien, Immobilien und Kryptowährungen, und gibt dabei Einblicke in seine Investitionsstrategie. Muss er hierbei besondere rechtliche Vorgaben beachten?

Rechtsanwältin Bontschev: Ja, das muss er. Besonders im Bereich der Kryptowährungen gibt es rechtliche Unsicherheiten und spezielle Vorschriften, die beachtet werden müssen. Auch bei Aktien und Immobilien gibt es klare Regeln, insbesondere wenn es um Werbung für bestimmte Produkte oder Dienstleistungen geht. Der Influencer sollte sicherstellen, dass seine Aussagen transparent sind und keine irreführenden oder unvollständigen Informationen enthalten. Zudem muss er klar darauf hinweisen, dass Investitionen immer mit Risiken verbunden sind und vergangene Erfolge keine Garantie für zukünftige Gewinne bieten.

Interviewer: Der Influencer lebt mittlerweile in Dubai und betont die steuerlichen Vorteile, die er dort genießt. Gibt es hierbei rechtliche Fallstricke, die man beachten sollte?

Rechtsanwältin Bontschev: Ja, definitiv. Wenn jemand ins Ausland zieht, um von steuerlichen Vorteilen zu profitieren, muss er sicherstellen, dass er die steuerlichen Anforderungen sowohl im neuen Wohnsitzland als auch in seinem Herkunftsland vollständig erfüllt. In Deutschland gibt es zum Beispiel die sogenannte Wegzugsbesteuerung, die unter bestimmten Umständen erhebliche steuerliche Folgen haben kann. Zudem sollte der Influencer darauf achten, dass seine steuerliche Situation in Dubai den dortigen Vorschriften entspricht und dass er weiterhin alle relevanten Einkünfte ordnungsgemäß deklariert.

Interviewer: Was raten Sie Influencern, die in der Finanzbranche tätig sind, um rechtliche Probleme zu vermeiden?

Rechtsanwältin Bontschev: Influencer sollten sich bewusst sein, dass sie in einem stark regulierten Bereich tätig sind. Sie sollten sich rechtlich beraten lassen, um sicherzustellen, dass ihre Inhalte den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Transparenz und die klare Abgrenzung von persönlichen Erfahrungen und konkreten Anlageempfehlungen sind entscheidend. Zudem sollten sie die Risiken betonen und keine unrealistischen Erwartungen wecken. Abschließend sollten sie sicherstellen, dass sie alle steuerlichen und regulatorischen Verpflichtungen in den Ländern, in denen sie tätig sind, erfüllen.

Interviewer: Vielen Dank, Frau Bontschev, für diese wertvollen Einblicke.

Rechtsanwältin Bontschev: Sehr gerne, es war mir ein Vergnügen.

Link: http://www.youtube.com/watch?v=4xrCKA_OPNM

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