Die japanische Notenbank beendet ihre extrem lockere Geldpolitik und hob heute ihre Zinsen erneut an. Mit einer Mehrheit von sieben zu zwei Stimmen erhöhte der neunköpfige Vorstand den Zinssatz von 0,0 bis 0,1 Prozent auf 0,25 Prozent. Die Währungshüter signalisierten zudem weitere Zinserhöhungen.
Im März wagten sie den historischen Ausstieg aus ihrem großen Stützungsprogramm für die Wirtschaft und erhöhten erstmals seit 17 Jahren die Zinsen. Auf ihrer Sitzung im Juni beließ die Zentralbank die Zielspanne von 0,0 bis 0,1 Prozent für die kurzfristigen Zinsen, ehe nun ein deutlicher Sprung nach oben erfolgte.
Begründet wurde der Schritt mit der Prognose, dass sich die Lohnerhöhungen ausweiten dürften. Dies dürfte die Unternehmen dazu veranlassen, höhere Personalkosten über Preissteigerungen bei Dienstleistungen an ihre Kunden weiterzugeben.
Japan litt jahrelang unter Deflation, also einem Preisverfall auf breiter Front. Den versuchten die Währungshüter mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik zu bekämpfen. Sie gehen davon aus, dass die Inflationsrate bis 2026 bei etwa zwei Prozent liegen dürfte.
„Trotz der schleppenden Verbraucherausgaben setzten die Währungshüter ein entscheidendes Signal, indem sie die Zinssätze anheben und eine allmähliche Reduzierung der Bilanz zulassen“, sagte der Chefökonom für Asien bei HSBC, Fred Neumann. „Steigende Inflationserwartungen öffnen auch den Weg für eine weitere Normalisierung der Geldpolitik.“
Die Entscheidung markiert einen wichtigen Wendepunkt für die japanische Wirtschaft, die sich seit Jahren bemüht, durch eine lockere Geldpolitik Wachstum zu generieren. Mit den steigenden Zinsen signalisiert die Notenbank Vertrauen in die wirtschaftliche Erholung und die Stabilität des Arbeitsmarktes.