Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) bringt Licht auf ein dringendes Bedürfnis vieler Eltern in Deutschland: längere Kita-Betreuungszeiten. Die Untersuchung offenbart eine signifikante Diskrepanz zwischen dem bestehenden Betreuungsangebot und den tatsächlichen Bedürfnissen der Eltern.
Laut der Studie wünschen sich 29 Prozent der Familien mit Kindern unter drei Jahren eine zusätzliche Betreuung von mindestens fünf Wochenstunden. Bei Familien mit Kindern über drei Jahren liegt dieser Wunsch sogar bei 37 Prozent. Diese Zahlen verdeutlichen, dass das derzeitige Betreuungsangebot vielerorts nicht ausreicht, um den Bedürfnissen der Eltern gerecht zu werden.
Die Untersuchung zeigt auch deutliche regionale Unterschiede. In einigen Gebieten weichen die tatsächlich verfügbaren Betreuungszeiten erheblich von den gewünschten und vertraglich vereinbarten Zeiten ab. Dies führt dazu, dass Eltern häufig improvisieren müssen, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Studie ist die Erkenntnis, dass die Unzufriedenheit mit den Betreuungszeiten auch Auswirkungen auf die Erwerbstätigkeit der Eltern hat. Viele Eltern, insbesondere Mütter, sehen sich gezwungen, ihre Arbeitszeiten zu reduzieren oder ganz aufzugeben, um die Betreuung ihrer Kinder sicherzustellen. Dies hat nicht nur finanzielle Folgen für die betroffenen Familien, sondern wirkt sich auch negativ auf die Gleichstellung und Karrierechancen aus.
Dr. Julia Hagen, eine der Hauptautorinnen der Studie, erklärt: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Anpassung der Kita-Betreuungszeiten an die Bedürfnisse der Eltern dringend erforderlich ist. Eine flexiblere und längere Betreuung würde nicht nur die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern, sondern auch zur Chancengleichheit beitragen.“
Politiker und Kita-Träger sind nun gefordert, auf die Ergebnisse der Studie zu reagieren und Lösungen zu entwickeln. Dabei könnten erweiterte Öffnungszeiten und flexiblere Betreuungsmodelle eine zentrale Rolle spielen. Elternvertreter betonen, dass eine solche Anpassung nicht nur kurzfristig, sondern nachhaltig geplant und umgesetzt werden muss, um langfristig positive Effekte zu erzielen.
Insgesamt verdeutlicht die Studie des BiB, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Deutschland noch immer eine Herausforderung darstellt. Durch gezielte Maßnahmen und Anpassungen im Betreuungsangebot könnte jedoch ein wichtiger Schritt in Richtung einer besseren Unterstützung von Familien gemacht werden.
