Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst hat die Betroffenen des rechtsextremen NSU-Anschlags in der Kölner Keupstraße um Entschuldigung gebeten. In einem bewegenden Gastbeitrag im Kölner Stadt-Anzeiger äußerte sich Wüst zu den Versäumnissen des Staates und den Fehlurteilen, die die Opfer des Anschlags zusätzlich belasteten. „Der Staat hat nicht nur versagt, sondern auch die Opfer fälschlicherweise ins Visier genommen,“ schrieb Wüst, und drückte damit tiefes Bedauern aus.
Seine Entschuldigung fand auch international Beachtung und wurde in der heutigen Ausgabe der türkischen Zeitung „Hürriyet“ abgedruckt. Dies unterstreicht die Bedeutung und Reichweite seiner Worte, besonders für die türkischstämmige Gemeinschaft, die von dem Anschlag betroffen war.
Der verheerende Angriff ereignete sich am 9. Juni 2004 im Kölner Stadtteil Mülheim. Eine Nagelbombe explodierte in der belebten Keupstraße und verletzte 22 Menschen, vier davon schwer. Der Anschlag hinterließ nicht nur körperliche Verletzungen, sondern auch tiefe seelische Narben bei den Betroffenen und der gesamten Gemeinschaft.
Nach dem Anschlag richtete sich der Verdacht der Ermittler zunächst gegen die türkischstämmigen Anwohner. Die Polizei vermutete fälschlicherweise einen Zusammenhang mit der Clan-Kriminalität und konzentrierte ihre Ermittlungen in diese Richtung. Diese falschen Anschuldigungen führten zu zusätzlichen Traumata bei den Opfern, die ohnehin schon unter den Folgen des Anschlags litten.
In seiner Entschuldigung hob Wüst hervor, wie wichtig es sei, die Fehler der Vergangenheit anzuerkennen und daraus zu lernen. „Wir müssen sicherstellen, dass sich solche tragischen Fehleinschätzungen niemals wiederholen,“ betonte er. Seine Worte sollen nicht nur Trost spenden, sondern auch ein Zeichen des Aufbruchs und der Veränderung sein.
Morgen wird im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an das Attentat des NSU erinnert. Diese Gedenkveranstaltung soll nicht nur den Opfern und ihren Familien Tribut zollen, sondern auch das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines konsequenten Kampfes gegen rechtsextreme Gewalt und Rassismus schärfen.
Die Entschuldigung von Ministerpräsident Wüst und die bevorstehende Gedenkfeier markieren einen wichtigen Schritt im Umgang mit den Verbrechen des NSU und den Fehlern der staatlichen Ermittlungen. Sie stehen symbolisch für ein Deutschland, das sich seiner Verantwortung stellt und aktiv gegen Hass und Gewalt vorgeht.
Die Worte und Taten von Wüst und anderen führenden Politikern sollen dazu beitragen, das Vertrauen in den Staat wiederherzustellen und die Gesellschaft zu vereinen. Sie erinnern uns daran, dass es unsere gemeinsame Pflicht ist, für Gerechtigkeit und Menschlichkeit einzutreten.