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Digitalisierung der Verwaltung – Interview mit Tim Schlautmann dem Digitalisierungsexperten

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geralt (CC0), Pixabay

Als Experte für Digitalisierung bei Marketport haben Sie sicherlich einen fundierten Einblick in die aktuelle Lage der Digitalisierung deutscher Verwaltungen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Verivox zeigt, dass von 581 Behördendienstleistungen lediglich 81 vollständig online verfügbar sind. Wie bewerten Sie diesen Stand der Dinge?

Tim Schlautmann: Guten Tag und danke für die Einladung. Die Zahlen sind in der Tat besorgniserregend. In einer Zeit, in der Digitalisierung in fast allen Lebensbereichen eine Rolle spielt, ist es enttäuschend zu sehen, dass in der öffentlichen Verwaltung in Deutschland noch so viel Nachholbedarf besteht. Nur 81 von 581 Dienstleistungen vollständig online verfügbar zu haben, bedeutet, dass wir noch weit entfernt sind von einer modernen, effizienten und bürgerfreundlichen Verwaltung.

Interviewer: Laut der Studie sind immerhin 96 Dienstleistungen teilweise digitalisiert. Ist das ein Schritt in die richtige Richtung?

Schlautmann: Es ist sicherlich ein Anfang, aber nur ein kleiner. Teilweise Digitalisierung bedeutet oft, dass Prozesse nur bis zu einem gewissen Punkt online abgewickelt werden können und dann doch wieder Papierformulare oder persönliche Vorsprachen notwendig sind. Das unterbricht den Workflow und vermindert die Effizienz.

Interviewer: Warum glauben Sie, hinkt Deutschland in diesem Bereich hinterher?

Schlautmann: Es gibt verschiedene Gründe. Einerseits spielen sicherlich bürokratische Hürden und fehlende Investitionen eine Rolle. Andererseits mangelt es oft an einer klaren Digitalisierungsstrategie und an der Bereitschaft, bestehende Prozesse grundlegend zu überdenken und zu modernisieren. Es fehlt oft an einem ganzheitlichen Ansatz.

Interviewer: Was wäre Ihrer Meinung nach ein effektiver Weg, um diese Herausforderungen zu bewältigen?

Schlautmann: Es bedarf einer Kombination aus Investitionen, klar definierten Zielen und einer starken Führung. Zudem ist es wichtig, die Digitalisierung nicht nur als technisches, sondern als organisatorisches und kulturelles Projekt zu begreifen. Es geht darum, Verwaltungsprozesse nicht nur zu digitalisieren, sondern sie auch effizienter, transparenter und nutzerfreundlicher zu gestalten.

Interviewer: Vielen Dank, Herr Schlautmann, für diese interessanten Einblicke.

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