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Vertragshilfe24-die Frage eines Users und die Meinung der Redaktion

geralt (CC0), Pixabay

In unserer Redaktion erhalten wir wöchentlich zahlreiche Anfragen, jedoch können wir aus verschiedenen Gründen nicht jede beantworten. Oft sind rechtliche Aspekte der Grund, da wir keine juristische Beratung anbieten dürfen. Manchmal liegt es auch daran, dass die Themen zu spezifisch sind. Gestern erreichte uns jedoch eine E-Mail, die für ein breiteres Publikum von Interesse sein könnte.

Zitat:

„Ich habe mich in den letzten Wochen mal ein wenig nach Möglichkeiten zur Rückabwicklung von Lebensversicherungen umgeschaut, da ich mit der Entwicklung meiner Verträge sehr unzufrieden bin. Dabei bin ich immer wieder auf die Vertragshilfe24 gestoßen, die ja sehr umtriebig zu sein scheint. Daraufhin habe ich mal mit einem der vielen Makler gesprochen, der dieses ‚Produkt‘ vertreibt und musste feststellen, dass das Unternehmen 25% (!!) des Rückkaufswerts einbehalten möchte, um sich an einer Rückabwicklung zu versuchen bzw. um angeblich einen Rechtsstreit anzugehen. Weiterhin sollen Beträge von 700-800-900 EUR für ein angebliches Gutachten für einen Aktuar bezahlt werden.

Mir stellt sich die Frage, was ist denn eigentlich, wenn die Rückabwicklung nicht erfolgreich ist?

Wofür habe ich dann diesen hohen Anteil von meinem mir ohnehin zustehenden Rückkaufswert überhaupt gezahlt?

Den Rückkaufswert bekomme ich auch ohne diese Firma durch eine normale Kündigung des Vertrags.

Darauf wird in keiner Weise hingewiesen!

Nun kenne ich mich für meinen Teil ein wenig mit Versicherungen aus. Was ist aber mit den Kunden, die davon überhaupt keine Ahnung haben?

Warum findet man im Netz keinerlei aussagekräftige Aussagen zu diesem Unternehmen (wie bspw. von ‚Helpcheck‘ in Düsseldorf, das nur im Erfolgsfall ein Honorar bekommt)?

Haben Sie sich schon einmal um dieses Unternehmen ‚gekümmert‘?

Irgendwie erscheint mir das alles sehr unseriös, auch wegen dem Schweizer Geschäftssitz. Warum gibt es keinen deutschen Sitz?

Hier geht es lt. meiner Internetrecherche ja wohl ausschließlich um deutsche Kunden.

Angeblich hätte man in den letzten 2 Jahren über 60.000 Lebensversicherungen erfolgreich rückabgewickelt…. Kann das sein?

Bin auf Ihre Reaktion gespannt.“

Zitat Ende

Zum Unternehmen selbst: Es wirft durchaus Fragen auf, wenn sich ein Unternehmen vorrangig an deutsche Kunden richtet, jedoch keinen Sitz in Deutschland hat. Im Streitfall könnte zwar eine Klage in Deutschland erhoben werden, doch müssten eventuelle Ansprüche gegen das Unternehmen in der Schweiz durchgesetzt werden. Dies ist ein kostspieliger und langwieriger Prozess, der in der Regel nicht von Rechtsschutzversicherungen gedeckt wird, selbst wenn sie das Prozessrisiko übernehmen.

Ein solcher Umstand wäre für uns ein entscheidender Grund, nicht mit dem Unternehmen zusammenzuarbeiten. Dennoch bleibt es eine individuelle Entscheidung.

Es existieren zahlreiche Konkurrenten in diesem Marktsegment, bei denen auf die Dienste des besagten Unternehmens verzichtet werden kann, insbesondere wenn die Konditionen unangemessen erscheinen oder kein Vertrauen besteht.

Zweifellos zielt das Unternehmen darauf ab, Geschäfte zu machen, was völlig legitim ist. Die dabei entstehenden Kosten müssen letztlich vom Kunden getragen werden, der die Dienstleistung in Anspruch nimmt. Auch hier gilt es, eine eigenständige Entscheidung zu treffen.

Nach meinem Kenntnisstand arbeitet das Unternehmen hauptsächlich, wenn nicht sogar ausschließlich, für PACTA, die zwar seit Jahren am Markt sind, aber auch als teuer gelten. Hier liegt es am Verbraucher, nach dem Motto „Augen auf beim Versicherungsverkauf“ zu handeln. Ich persönlich würde meine Lebensversicherung nicht an dieses Unternehmen verkaufen, aber das ist natürlich nur meine persönliche Meinung.

Was würde ich tun? Ich würde meine Unterlagen einem Rechtsanwalt übergeben und ihn mit der Abwicklung beauftragen. Ein Anwalt rechnet nach einer klar geregelten Gebührenordnung ab und könnte „das Letzte aus der Zitrone Lebensversicherung“ herausholen – genau das ist doch im Interesse des Kunden, oder?

Dass im Vertrieb manchmal „dummes Zeug“ geredet wird, und aus manchen Mücken Elefanten gemacht werden, ist bekannt, aber solange es sich um „unwichtige Dinge“ handelt, sehe ich kein Problem. Die angegebene Zahl von 65.000 Fällen sehe ich daher skeptisch.

Das Angebot des Unternehmens ist nicht grundsätzlich unseriös, doch aus meiner Sicht gibt es bessere Alternativen, die jedoch eigenständig recherchiert werden müssen.

Abschließend eine kurze Erklärung zum Beruf des Aktuars:

Ein Aktuar ist ein Spezialist für die Bewertung von Risiken, besonders in den Bereichen Versicherung und Finanzen. Aktuare verwenden mathematische Modelle und statistische Methoden, um Wahrscheinlichkeiten für Ereignisse wie Krankheit, Tod, Unfälle oder Naturkatastrophen zu berechnen und darauf basierend Prämien, Reserven und Pensionspläne zu bestimmen. Sie sind in verschiedenen Bereichen unverzichtbar, von Versicherungen über Pensionsfonds bis hin zum Risikomanagement und der individuellen Finanzberatung.

Ob Sie nun „schlauer“ sind, lasse ich offen.

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