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Interview zum Cannabis Betrug

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herbalhemp (CC0), Pixabay

diebewertung.de: Herr Rechtsanwalt Reime, heute sprechen wir über die jüngsten Entwicklungen im Anlagebetrugsskandal „Juicy Fields“. Was können Sie uns über den aktuellen Stand der Ermittlungen sagen?

Rechtsanwalt Reime: Nun, das Bundeskriminalamt hat weitere Details bekannt gegeben. Ein Hauptakteur des Cannabis-Crowdfunding-Projekts, ein Mann aus Niederösterreich, wurde im Juli festgenommen. Er soll das Schneeballsystem am Laufen gehalten haben.

diebewertung.de: Können Sie uns die Dimension dieses Betrugs erklären?

Rechtsanwalt Reime: Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft berichtete von Anlagebetrugsfällen mit einem Gesamtschaden von mehreren hundert Millionen Euro weltweit. Allein in Österreich beläuft sich der mutmaßliche Gesamtschaden auf 19 Millionen Euro mit rund 5.500 Geschädigten.

diebewertung.de: Wie genau sind die Täter vorgegangen?

Rechtsanwalt Reime: Sie haben eine umfangreiche Werbekampagne durchgeführt, um Gelder zu sammeln. Die Opfer wurden auf Messen rekrutiert und durch Newsletter informiert. Die Betrüger gaben vor, in den Anbau und Verkauf von medizinischem Cannabis zu investieren, versprachen hohe Gewinne und haben tatsächlich in kleinere Plantagen investiert, die allerdings nur als Vorzeigeprojekte dienten.

diebewertung.de: Was geschah, als das Schneeballsystem aufflog?

Rechtsanwalt Reime: Als die Website „Juicy Fields“ 2022 plötzlich offline ging, wurden die ersten Anzeigen erstattet. Die Investorengelder wurden anscheinend zur Finanzierung des eigenen Lebensstils der Betrüger verwendet. Es wird angenommen, dass das sogenannte „Ponzi-System“ geplatzt ist und die Betrüger fliehen wollten.

diebewertung.de: Wie geht es jetzt weiter mit den Ermittlungen?

Rechtsanwalt Reime: Die österreichischen Behörden arbeiten eng mit internationalen Partnern zusammen, um die Drahtzieher des Betrugs aufzuspüren. Bisher gab es nur eine Verhaftung in Österreich, und es wird angenommen, dass dieser Mann anfänglich an das Geschäftsmodell glaubte, später aber den Betrug erkannte und dennoch weitermachte.

diebewertung.de: Gibt es ähnliche Fälle in Österreich?

Rechtsanwalt Reime: Ja, in Kärnten gibt es einen ähnlichen Fall von Anlagebetrug, der die „EXW-Gruppe“ betrifft, mit 40.000 Opfern und einem Schaden von 14 Millionen Euro. Die Angeklagten haben ein Pyramidensystem zur Anwerbung neuer Kunden erstellt und verschleierten die Investorengelder.

diebewertung.de: Vielen Dank, Herr Rechtsanwalt Reime, für dieses informative Gespräch.

Rechtsanwalt Reime: Gerne, ich danke Ihnen auch.

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