Dark Mode Light Mode

Interview mit Kerstin Bontschev

Fotocitizen (CC0), Pixabay

diebewertung.de: Frau Bontschev, viele Menschen, insbesondere Teilzeitbeschäftigte, wünschen sich eine höhere Rente. Eine Nutzerin schlägt vor, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer freiwillig zusätzlich in die Rente einzahlen können, um ihre Rentenansprüche aufzustocken. Ist so ein Vorschlag umsetzbar und warum gibt es das bisher nicht?

Kerstin Bontschev: Der Vorschlag klingt sinnvoll, aber laut dem Sozialgesetzbuch ist es derzeit nicht vorgesehen, dass Arbeitnehmer, die bereits einer versicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen, freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen können. Es gibt einige Ausnahmen, wie Beitragszahlungen für Schul- und Ausbildungszeiten für Personen unter 45 Jahren oder für Pflichtversicherte über 50, die früher in Rente gehen möchten. Leider decken diese Ausnahmen den Fall der Nutzerin nicht ab.

diebewertung.de: Warum ist das so? Gibt es Interessengruppen, die gegen eine solche Regelung sind?

Kerstin Bontschev: Verschiedene Faktoren spielen eine Rolle. Zum einen gibt es Player wie die private Versicherungswirtschaft und die betriebliche Altersversorgung, die bereits Modelle zur zusätzlichen Altersvorsorge anbieten. Zum anderen basiert das Rentenversicherungssystem auf einem Umlageverfahren, bei dem die Anzahl der Beitragszahlerinnen und -zahler entscheidend ist. Wenn zu viele Menschen zusätzliche Beiträge einzahlen und dadurch mehr Rentenansprüche generieren, könnte dies die Rentenversicherung langfristig beeinflussen. Zudem könnten solche Ausnahmen dazu führen, dass traditionelle Rollenbilder weiter bestehen bleiben, insbesondere wenn Frauen aufgrund von Teilzeit und niedrigeren Löhnen weniger in die Rentenversicherung einzahlen.

diebewertung.de: Welche Alternativen gibt es für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ihre Rente aufstocken möchten?

Kerstin Bontschev: Für manche mag die betriebliche oder private Altersvorsorge eine Option sein. Allerdings können diese Alternativen nicht in jeder Lebenssituation ihre volle Wirkung entfalten. Einige Menschen haben in bestimmten Phasen, wie der Kindererziehung, keine Beschäftigung und können daher nicht von der betrieblichen Altersvorsorge profitieren. Zudem haben niedrige Kapitalerträge die Attraktivität privater Altersvorsorge verringert. Insofern bleibt der Wunsch nach einer Möglichkeit zur freiwilligen Aufstockung der gesetzlichen Rente bestehen.

diebewertung.de: Was halten Sie persönlich von dem Vorschlag der Nutzerin und wie realistisch ist eine Umsetzung?

Kerstin Bontschev: Der Vorschlag klingt durchaus sinnvoll und umsetzbar. Bisher gibt es jedoch keine politischen Bestrebungen, eine solche Regelung einzuführen. Es könnte aber durchaus ein Thema sein, das in Zukunft diskutiert wird. Es ist wichtig, dass Menschen mit geringem Einkommen oder in bestimmten Lebenssituationen eine Möglichkeit haben, ihre Rente aufzustocken und eine existenzsichernde Altersversorgung zu erhalten.

Kommentar hinzufügen Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Previous Post

Pariser Klimaziele

Next Post

Kann man die AfD bekämpfen indem man die Partei ausgrenzt?