Interviewer (diebewertung.de): Herr Blazek, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um mit uns über das Thema „Ist Rechtbekommen in Deutschland zu teuer?“ zu sprechen. Es ist ein Anliegen vieler Bürgerinnen und Bürger, die sich möglicherweise in juristischen Auseinandersetzungen befinden oder diese befürchten. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?
Daniel Blazek (Rechtsanwalt): Gern, es freut mich, hier zu sein. Das Thema der Kosten im deutschen Rechtssystem ist sicherlich ein wichtiges und oft diskutiertes Thema. Es ist unbestreitbar, dass Rechtsstreitigkeiten mit finanziellen Aufwendungen verbunden sind. Ob diese Kosten als zu teuer empfunden werden, hängt oft von der individuellen Perspektive ab.
Interviewer: Verstehe. Könnten Sie uns einen Überblick geben, welche Kosten bei einer rechtlichen Auseinandersetzung in Deutschland typischerweise anfallen?
Daniel Blazek: Natürlich. Zunächst fallen Anwaltskosten an, die sich nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) richten. Die genaue Höhe hängt vom Streitwert ab und kann je nach Anwalt variieren. Zusätzlich entstehen Gerichtskosten, die ebenfalls vom Streitwert abhängig sind. Diese Kosten müssen in der Regel vom Kläger vorgestreckt werden.
Interviewer: Angenommen, der Streitwert beträgt 40.000 Euro und das Verfahren wird bis zum Oberlandesgericht geführt. Mit welchen Kosten müsste man in diesem Fall rechnen?
Daniel Blazek: Bei einem Streitwert von 40.000 Euro fallen sowohl Anwaltskosten als auch Gerichtskosten an. Die Anwaltskosten können sich, je nach Rechtsanwalt und individueller Vereinbarung, zwischen 1.5 bis 2.5-fachen des RVG-Satzes bewegen. Bei einem solchen Streitwert könnten sich die Anwaltskosten somit auf mehrere tausend Euro belaufen. Die Gerichtskosten richten sich nach dem Gerichtskostengesetz (GKG) und betragen bei einem Streitwert von 40.000 Euro in der ersten Instanz etwa 2.500 bis 3.000 Euro.
Interviewer: Das sind in der Tat erhebliche Kosten. Gibt es Möglichkeiten, diese Kosten zu reduzieren oder Unterstützung zu erhalten?
Daniel Blazek: Ja, es gibt verschiedene Möglichkeiten. Zum einen können Menschen mit geringem Einkommen Prozesskostenhilfe beantragen, um zumindest teilweise von den Kosten entlastet zu werden. Zum anderen kann es sinnvoll sein, alternative Streitbeilegungsverfahren wie Mediation oder Schlichtung in Betracht zu ziehen, um Kosten und Zeit zu sparen.
Interviewer: Vielen Dank, Herr Blazek, für Ihre wertvollen Informationen zu diesem Thema. Rechtbekommen in Deutschland kann demnach mit erheblichen Kosten verbunden sein, aber es gibt auch Unterstützungsmöglichkeiten und alternative Wege, um Streitigkeiten zu lösen.
Daniel Blazek: Gern geschehen. Es ist wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger über ihre Rechte und die Kosten im Rechtssystem informiert sind. Vielen Dank für das Gespräch.
