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Wie schlimm steht es wirklich um adidas?

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Clker-Free-Vector-Images (CC0), Pixabay

Die adidas AG gehörte zu den ersten Unternehmen, die im Zuge der Corona-Krise angekündigt hatten, die Mietzahlungen vorerst auszusetzen. Aufgrund des folgenden Entrüstungssturms hat das Unternehmen kurz darauf einen Rückzieher gemacht, sich entschuldigt und mitgeteilt, die Zahlungen doch fortzusetzen.

Parallel gab adidas in einer Ad-hoc-Meldung bekannt, „proaktiv einen konservativen Ansatz beim Liquiditätsmanagement zu verfolgen, um die finanzielle Flexibilität des Unternehmens im derzeitigen Umfeld zu erhalten.“ Dafür hat das Unternehmen den Rückkauf eigener Aktien im Jahr 2020 in Höhe von maximal 1 Milliarde Euro komplett ausgesetzt.

Nun ist über den angeblich von der Coronavirus-Krise hart getroffenen Sportartikelhersteller bekannt geworden, dass adidas mit der Staatsbank KfW über einen Milliardenkredit verhandle. Laut Bloomberg gehe es dabei um Darlehen in Höhe zwischen einer und zwei Milliarden Euro.

Schaut man sich den Jahresbericht des Unternehmens für 2019 an, wundert man sich doch darüber. Demgemäß hat adidas einen Bilanzgewinn von rund 828 Millionen Euro eingefahren; das entspricht gegenüber dem Vorjahr ein Plus von fast 12 Prozent! Ohne die in diesem Jahr für den Rückkauf eigener Aktienanteile aufgebrachten 411 Millionen Euro (im Vorjahr 345 Mill.) wäre der Gewinn noch einiges höher. Und auch für 2020 ging man bei Veröffentlichung der Bilanz Ende Februar dieses Jahres für eine weitere Steigerung des operativen Geschäftes aus.

Wozu benötigt das Unternehmen dann Kredite? In der Bilanz weist es Verbindlichkeiten hauptsächlich  gegenüber verbundenen Unternehmen mit einer Restlaufzeit von maximal einem Jahr in Höhe von rund 4,2 Milliarden Euro aus. Vermutlich befürchtet man durch die fehlenden Einnahmen, diese nicht bedienen zu können, und ist deswegen auf kurzfristige Kredite angewiesen. Hat man Angst, dass das komplexe Beteiligungssystem zusammenbricht, oder warum versucht man es dort nicht mit einer Stundung der Zahlungen? Wenigstens habe man von der Beantragung direkter Staatshilfe abgesehen.

Dem „Vorbilde“ von adidas haben sich mittlerweile weitere Unternehmen angeschlossen. Sowohl Galeria Karstadt Kaufhof als auch Tchibo haben angekündigt, die Mietzahlungen auszusetzen oder zu kürzen.

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