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Handel mit Bitcoin an den Börsen

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Es gibt Momentaufnahmen an der Börse: Der Kurs der Digitalwährung steigt täglich mit unbekannten Prozentsätzen. Es kann nur eine Frage der Zeit sein – von was? Im Januar 2017 stand der Bitcoin bei einem Kurs von etwa 1.000 Euro. Am 12. Dezember hatte er unter € 16.200 die erste Notierung, am Abend lag der Höchstkurs bei € 17.500. Das sind 8 Prozent Zuwachs an einem Tag.

Die Tulpenkrise (1637) wird ebenso zitiert wie die Dotcom-Blase (2000) und nebenbei auf die letzte Finanzkrise (2008) verwiesen. Jung-Spekulanten fühlen sich bestärkt. Der Kurs schwankt nach oben. Auf die Idee, dass er fallen könnte, kommen nur erfahrende Ältere. Während der Verfasser diesen Beitrag schreibt, läuft die Kursbewegung auf einem weiteren Bildschirm.

Am 11. Dezember erfolgte die erste Notierung des Bitcoin-Kurses. Es kam, wie es kommen musste: Nachdem die Chicagoer Börse CBOE als erste Handelsplattform auf der Welt den Handel mit Terminkontrakten auf die Digitalwährung Bitcoin aufgenommen hat, musste der Handel ausgesetzt werden. Danach erfolgte ein zehnprozentiger Kursanstieg. Der Handel musste erneut für zwei Minuten ausgesetzt werden. Börsenregeln verlangen das bei starker Nachfrage und hoher Volatilität. Es folgte ein weiterer Anstieg um 20 Prozent. In der Folge wurde der Handel für fünf Minuten ausgesetzt. Diese Börsenregeln sollen vermeiden, dass es bei technischen Fehlern zu extremen Kursausschlägen kommt. Der Handel soll beruhigt werden, wenn es zu Panikverkäufen kommt.

Beim Bitcoin wurden 20 Prozent Kurssteigerung in wenigen Minuten verzeichnet. Darüber lächelt jeder Bitcoin-Spekulant. Bei dieser Digitalwährung ist das üblich. Deren Preis ist seit Jahresanfang von 1.000 auf mehr als 17 000 Dollar am 11.12. gestiegen – und setzt seine Aufwärtsbewegung am 12. Dezember fort. Wie lange ist der Andrang auf der Internetseite der CBOE so groß, dass sie nicht mehr erreichbar war. Das zeigt, dass konventionelle Börsenregeln für diese Digitalwährung nicht gelten. Es erübrigt sich darüber zu recherchieren, ob Terminkontrakte die Bitcoin-Kursausschläge mäßigen oder zu heftigeren Ausschlägen führen können.

Gibt es Gültigkeiten für Bitcoin? Es ist zu definieren, was Bitcoin nicht ist. Anstelle einer Währung ist es ein Spekulationsobjekt. Es ist nicht effizient. Die Stromkosten für die Erstellung der Kurse und deren Anzeige ist hoch. Dezentralisiert ist diese nur zum Teil. Viele Bitcoin-Hersteller sitzen in China und blockieren Veränderungen in der Software der Währung. Das birgt Gefahren für die Wertentwicklung oder den real anzusetzenden Kursverlust. Ob das zu einem Ende der Währung führt, bleibt abzuwarten. Telekom-Aktien hatten vor 16 Jahren nur noch 10 Prozent des Wertes vom Jahr davor. Telekom gibt es noch heute. Wie wahrscheinlich ist das für Bitcoin?

Warnungen vor einem Zusammenbruch von Bitcoin hat die Citigroup in einer Studie herausgegeben: Bis zum Jahr 2022 müsste das System zusammenbrechen (Chapman, Christopher). Das kann ein erfahrener Spekulant verstehen, wenn er in den „Maschinenraum“ von Bitcoin eintaucht. Wenn Bitcoin erstellt werden soll, müssen Rechner Gleichungen aus einem vorgegebenen Programm lösen. Ist eine Gleichung gelöst, erhalten die „Miner“ (Ersteller der Digitalwährung) als Belohnung Anteile an Werten in Bitcoin. Die Gleichungen wachsen in ihrer Kompliziertheit. Die Computer müssen mehr rechnen. Parallel dazu gibt es weniger Bitcoin als Belohnung. In der Folge verbraucht das Netzwerk in steigendem Umfang Strom. Im November 2017 ist der Stromverbrauch für diesen Bereich zur Kursentwicklung im Vergleich zum Vormonat um 30 Prozent gestiegen.

Wird das Bitcoin-Rechennetzwerk mit einem Staat verglichen, verbrauchte es so viel Strom wie der Staat Serbien. Niemand errechnet heute Bitcoin aus Spaß. Die ökonomischen Interessen sind der einzige Grund. Die meisten Rechenzentren stehen in China, weil der Strom dort günstiger zu erwerben ist als in Europa. Um die Stromkosten zu decken, müsste ein Bitcoin im Jahr 2022 mehr als 300 000 Dollar kosten. Um die Spekulationen zu bezahlen, muss es bis dahin mit 1,5 Millionen Dollar gehandelt werden. Im anderen Fall würde sich das Netzwerk der Rechner nicht mehr lohnen und müsste abgeschaltet werden – das wäre das Ende von Bitcoin. Wenn der Handelspreis von Bitcoin bis dahin in diesem Umfang steigen würde, würden Regierungen die „Miner“ regulieren oder besteuern, um den Stromverbrauch in den Griff zu kriegen. Dieser Stromverbrauch wäre – die Erwartungen hochgerechnet – so hoch wie der von Japan – rund 1100 Terrawattstunden. Heute verbraucht das Bitcoin-Netzwerk im Jahr rund 32 Terrawattstunden.

Dem Staat China ist die nicht kontrollierbare Digitalwährung ein Dorn im Auge. Der Bitcoin-Handel in Renminbi wurde verboten. Nicht nur China betrachtet die Entwicklung der Digitalwährungen mit Sorge. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin und die Bundesbank warnen vor dem realisierten und erwarteten spekulativen Kursverlauf der Währung. Ratsmitglieder der Europäischen Zentralbank (EZB) haben Bedenken angemeldet. Andere EU-Staaten wollen für Bitcoin die Geldwäsche-Gesetze durchsetzen. Damit würde die Anonymität von Bitcoin wegfallen. Kriminelle nutzen dies mit Stetigkeit aus, indem sie Gelder nur in Bitcoin erpressen. Der DHL-Erpresser forderte vor einigen Tagen 10 Millionen in Bitcoin. Würde ein Terroranschlag durch Bitcoin finanziert werden, wäre eine Regulierung oder ein Verbot nicht ausgeschlossen.

Dennoch lässt sich das Bitcoin-Netzwerk nicht abschalten. Es ist mit Tausenden Rechenzentren weit verteilt. Millionen Rechner sind in den Geschäftsweg integriert. In breiten Bevölkerungsschichten sollten solche Geschäfte unattraktiv werden und der Handel unterbleiben bevor er verboten wird.

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