Selten denkt der Mensch so intensiv. Einen hohen Wert von 0,3 Prozentpunkten oder mehr bemerkt er nicht. Zu Hause studiert er Prospekte, wo das Fleisch 50 Cent weniger kostet und fährt sogar zu einem weit entfernt liegenden Supermarkt, weil die Butter dort 30 Cent günstiger zu haben ist. Diese unterschiedliche Wahrnehmung ist nicht nur beim Kauf von Wertpapieren und Fondsanteilen zu beobachten. Immobilienerwerber freuen sich, wenn sie Kredit für weniger als drei Prozent pro Jahr erhalten können. Bei 2,25 – 2,25 Prozent erscheint die Differenz egal. Der Unterschied liegt bei 10 Prozent. Nach 20 Jahren kann der ersparte Zins ein Drittel der Darlehenssumme betragen.
Bei der Haushaltsplanung lässt sich das für Strom, Handy- oder Internetvertrag, Füllen des Heizöltanks mit einem Taschenrechner in wenigen Sekunden ausrechnen. Wenige machen sich die Mühe und verschenken auf diese Weise viel Geld, indem sie die Wirkung kleiner Zahlen nicht beachten. Über lange Zeiträume, riesige Bezugsgrößen oder exponentielles Wachstum verstärkt sich der Effekt und vermindert die wirtschaftliche Lebensqualität (Hackethal, A.; Professor für Finanzen – Goethe-Uni, Frankfurt).
Exponentielles Wachstum mit Zinseszinseffekt bedeutet jedes Jahr zwei Prozent Verzinsung und nach zehn Jahren 22 Prozent Wertzuwachs, statt 20 Prozent. Nicht nur der angelegte Betrag verzinst sich, sondern auch die jedes Jahr gutgeschriebene Zinszahlung. Das Verständnis schaffen die meisten Menschen biologisch nicht.
Was lernen wir daraus? Abstrakte Prozentsätze sollten umgerechnet und im Verhältnis zu den täglichen Erlebnissen erfasst werden, um sie greifbar zu machen. Das ist besser für unsere Kinder und uns.