Steigende Energiekosten sorgen für viele Überraschungen auf der Strom- und Gasrechnung. Doch nicht immer sind hohe Nachzahlungen gerechtfertigt. Viele Rechnungen enthalten Fehler, die zu ungerechtfertigten Kosten oder falschen Abschlägen führen können. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihre Rechnung prüfen, welche typischen Fehler auftreten und was Sie tun können, wenn etwas nicht stimmt.
Typische Fehler in Strom- und Gasabrechnungen
Falscher Verbrauchswert
- Wurde der Zählerstand richtig abgelesen oder nur geschätzt?
- Stimmen die angegebenen Werte mit Ihren eigenen Aufzeichnungen überein?
Fehlende oder falsche Preisberechnung
- Stimmen Grundpreis und Arbeitspreis (Preis pro kWh) mit Ihrem Vertrag überein?
- Hat sich der Preis geändert, ohne dass Sie darüber informiert wurden?
Zu hohe Abschlagszahlungen
- Wurden die neuen Abschläge auf Basis des letzten Jahresverbrauchs korrekt berechnet?
- Wurde Ihr Verbrauch unrealistisch hoch geschätzt?
Nicht verbuchte Zahlungen oder falsche Gutschriften
- Wurden alle bereits geleisteten Abschläge korrekt verrechnet?
- Wurde Ihnen ein Bonus oder eine Gutschrift nicht ausgezahlt?
Rechnung prüfen: Schritt für Schritt
Vergleichen Sie Ihren abgerechneten Verbrauch mit Ihrem Zählerstand.
- Falls geschätzt wurde: Lesen Sie den Zähler selbst ab und melden Sie den aktuellen Stand.
Überprüfen Sie die Preise.
- Stimmen Arbeitspreis (Cent/kWh) und Grundpreis mit den vertraglichen Konditionen überein?
- Falls Sie keine Preiserhöhung mitgeteilt bekommen haben, dürfen höhere Preise nicht einfach berechnet werden.
Rechnen Sie Ihre Abschlagszahlungen nach.
- Richtige Berechnung: (Jahresverbrauch in kWh × Arbeitspreis) + Grundpreis / 12 Monate
- Falls Ihr Abschlag viel höher ist als im Vorjahr, fordern Sie eine Anpassung.
Vergleichen Sie Ihre Bankabbuchungen mit der Abrechnung.
- Wurde eine Nachzahlung doppelt berechnet?
- Wurden alle geleisteten Abschläge korrekt berücksichtigt?
Prüfen Sie eventuelle Gutschriften und Boni.
- Wurde ein Neukundenbonus oder Sofortbonus korrekt abgerechnet?
Fehler entdeckt? Das können Sie tun
1. Rechnung beanstanden
Wenn Sie einen Fehler entdecken, müssen Sie die Rechnung dennoch zunächst unter Vorbehalt zahlen.
So reklamieren Sie richtig:
- Schreiben Sie eine formelle Beschwerde per Einschreiben an den Energieanbieter.
- Geben Sie Kunden- und Rechnungsnummer an.
- Erklären Sie den Fehler und legen Sie Beweise bei (z. B. Fotos vom Zählerstand).
- Setzen Sie eine Frist von 14 Tagen zur Korrektur.
- Zahlen Sie den korrekten Betrag unter Vorbehalt und fordern Sie zu viel gezahltes Geld zurück.
Wichtig: Anbieter dürfen Ihnen bei einer berechtigten Reklamation nicht einfach den Strom oder das Gas abstellen!
2. Zahlungsverweigerung: Wann ist das erlaubt?
In der Grundversorgung können Sie die Zahlung teilweise oder vollständig verweigern, wenn: Ihr Verbrauch mehr als doppelt so hoch ist wie im Vorjahr und eine Zählerprüfung keine Fehler feststellt.
Die Rechnung keine Adresse, keinen Anfangs- und Endzählerstand oder keine Preisangaben enthält.
Der Verbrauch unerklärlich stark gestiegen ist (z. B. zehnfacher Verbrauch ohne plausiblen Grund).
Achtung: Die Zählerprüfung kostet Sie Geld, wenn kein Fehler vorliegt.
3. Forderung an den Anbieter stellen
Falls der Anbieter Ihren Verbrauch geschätzt hat: Schreiben Sie dem Anbieter per Einschreiben und verlangen Sie eine Korrektur auf Basis des tatsächlichen Zählerstands.
Falls eine Nachzahlung fehlerhaft erscheint: Sie können eine Preiserhöhung zurückhalten, wenn Sie sich auf unangemessen hohe Preise berufen.
Lassen Sie sich von einer Verbraucherzentrale oder einem Rechtsberater unterstützen, bevor Sie Zahlungen kürzen.
Wichtige Fristen & Verjährung
Rückforderung von zu hohen Rechnungen:
- 3 Jahre beträgt die gesetzliche Verjährungsfrist für fehlerhafte Abrechnungen.
Energieforderungen des Anbieters:
- Forderungen verjähren frühestens nach 3 Jahren, wenn sie nicht rechtzeitig eingeklagt wurden.
Bonuszahlungen & Guthaben:
- Anbieter müssen Guthaben sofort oder mit der nächsten Abschlagszahlung verrechnen.
Was tun, wenn keine Rechnung kommt?
Ihr Anbieter muss Ihnen spätestens sechs Wochen nach Ende des Abrechnungszeitraums eine Rechnung zusenden. Falls nicht:
Fordern Sie die Rechnung schriftlich ein!
Setzen Sie eine Frist von vier Wochen.
Drohnen Sie mit einer Schlichtung bei der Energie-Schlichtungsstelle.
Falls Sie keine Rechnung bekommen, können Sie künftige Abschläge aussetzen – aber das Geld für Nachzahlungen zurücklegen!
Tipp: Nutzen Sie Ihre Rechnung für einen Tarifvergleich
Prüfen Sie regelmäßig, ob Sie zu viel zahlen!
Vergleichen Sie Strom- und Gastarife online und überlegen Sie einen Anbieterwechsel.
Lassen Sie sich nicht von hohen Neukundenboni täuschen – die langfristigen Preise sind entscheidend.
Fazit: Genau hinschauen lohnt sich!
Jede zweite Strom- oder Gasrechnung enthält Fehler!
Kontrollieren Sie Verbrauch, Preise und Abschläge sorgfältig.
Beanstanden Sie Fehler sofort schriftlich und unter Vorbehalt.
Verlassen Sie sich nicht blind auf Schätzungen – lesen Sie den Zähler selbst ab!
Teilen Sie diese Informationen mit Freunden und Familie, damit niemand unnötig zu viel für Strom und Gas bezahlt!