Start Politik Deutschland Risikoanalyse „Pandemie durch Virus Modi-SARS“

Risikoanalyse „Pandemie durch Virus Modi-SARS“

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geralt (CC0), Pixabay

Seit Tagen geistert ein Dokument durch das Internet, welches den Verschwörungstheoretikern Nahrung bietet. Die öffentlich zugängige Drucksache 17/12051, veröffentlicht am 3.1.2013, beinhaltet den „Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012“. Darin wird unter anderem ein Szenario beschrieben, das der aktuellen Situation verblüffend ähnelt!

Es geht um ein Virus, das über Märkte in Südostasien von Wildtieren auf den Menschen überspringt und innerhalb relativ kurzer Zeit einen Großteil der Bevölkerung weltweit infiziert. Im Szenario beginnt das Ereignis im Februar in Asien, wird dort einige Wochen später in seiner Dimension erkannt und erreicht im April erstmals Deutschland!

Das für diesen Entwurf verantwortliche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe spielt daraufhin die Folgen für die systemrelevanten Bereiche in Deutschland durch und kommt zu dem Schluss, dass vor allem mit einem hohen wirtschaftlichen Schaden zu rechnen sei. Das ist genau das, wovon wir auch derzeit ausgehen müssen.

Und doch gibt es natürlich Unterschiede im Vergleich der heutigen Situation mit diesem fiktiven Szenario. Das für diese Überlegungen mitverantwortliche Robert-Koch-Institut ging zum Beispiel damals von einer Mortalitätsrate von 10 Prozent aus, d.h. mit am Ende über 7 Millionen Toten in Deutschland, die zudem über alle Altersschichten homogen verteilt ist.

Dieses Dokument als „Geheimplan“ zu bezeichnen, wie es einige tun, ist natürlich an den Haaren herbeigezogen. Es handelt sich um eine Art Planspiel, um sich auf eventuell eintretende Extremereignisse vorzubereiten, damit verbundene Probleme aufzuzeigen und Lösungsstrategien zu erarbeiten. Dass das für das Risikomanagement verantwortliche Bundesamt dieses Szenario für relativ unwahrscheinlich hielt, zeigt die Einschätzung der „Eintrittswahrscheinlichkeit: Klasse C: bedingt wahrscheinlich. ein Ereignis, das statistisch in der Regel einmal in einem Zeitraum von 100 bis 1.000 Jahren eintritt.“ (S. 56)

Was bewog nun das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zu diesem Thema? Angesichts der Erfahrungen, die die Welt mit der SARS-Pandemie 2002/2003 machte (darauf wird unter dem Stichwort „Referenzereignisse“ als erstes verwiesen; S. 81) war die Vorstellung eines Übersprungs eines Virus vom Tier auf den Mensch gar nicht so abwegig. Dass dies in Asien geschähe, ist, wenn man den dichtbevölkerten Kontinent, auf dem viele mit Tieren auf engem Boden zusammenleben, auch wenig unwahrscheinlich.

Fazit: Es handelte sich um ein Planspiel, das leider Realität geworden ist. Nichts weist darauf hin, dass hier ein Wissen über eine zukünftige Pandemie existierte. Im Gegenteil scheinen die realen Auswirkungen glücklicherweise nicht so stark zu werden, wie das Worst-Case-Szenario annahm. Für unsere heutige Situation bedeutet diese vorausschauende Aktion des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eine wertvolle Hilfe bei der Umsetzung von Maßnahmen gegen das Coronavirus und damit eine Schadensbegrenzung! Seien wir froh, dass das RKI gemeinsam mit dem Bundesamt sich hier schon Gedanken machte, auf die die Bundesregierung nun zurückgreifen kann!

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