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Brustimplantate

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Brustimplantate der französischen Firma PIP stellen, wenn sie platzen, auslaufen oder das Silikon durch die Wand diffundiert, ein großes Gesundheitsrisiko dar. Der Grund: Das Unternehmen hat minderwertiges Industriesilikon verwendet, um mehr Gewinn zu machen. Wir haben die wichtigsten Fragen für Sie zusammengestellt und liefern die Antworten gleich mit.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) rät, die Brustimplantate der Firma PIP entfernen zu lassen. Was sollten Betroffene jetzt tun?
Wenn schon eine regierungsamtliche Stelle wie das BfArM dazu rät, die Implantate austauschen zu lassen, tut sie dies nicht ohne Grund. Wir raten daher jeder Frau, die ein Implantat hat, zu prüfen, ob es eines von PIP ist, und dann auch über einen Austausch nachzudenken.

Wie lässt sich der Hersteller eines Implantats herausfinden?
Ein Blick in den Implantatpass, der nach einer Operation ausgehändigt worden sein sollte, liefert die gewünschte Information. Andernfalls nehmen Sie Kontakt zur Klinik auf, die die Operation durchgeführt hat, und fragen dort nach, welche Implantate eingesetzt wurden.

Kosmetische Operationen sind meist eine Privatleistung. Zahlen die Krankenkassen die Entfernung solcher Silikonkissen?
Bei Menschen, denen wegen einer Krebsoperation Brustimplantate eingesetzt wurden, ist das keine Frage. Ihnen werden der Austausch des alten und die Neuimplantierung eines ordentlichen Implantats bezahlt.
Handelte es sich um eine ästhetische Operation, die selbst bezahlt wurde, ist die Lage etwas anders. Die Krankenkassen müssen die Patienten an den Kosten beteiligen. Wir gehen davon aus, dass die Kassen die Explantation, also den Ausbau des fehlerhaften Implantats bezahlen, wenn es eine medizinische Notwendigkeit gibt, die von einem Arzt bescheinigt wird. Dies dürfte bei den Implantaten der Firma PIP kein Problem sein; das minderwertige Silikon der Kissen stellt ein großes Gesundheitsrisiko dar. Das Einsetzen eines neuen Implantats hingegen werden die Krankenkassen wohl nicht bezahlen.
Kann man die Kostenübernahme der Krankenkassen vorher absichern?
Betroffene sollten sich von ihrem Arzt bescheinigen lassen, dass es aus medizinischer Sicht notwendig ist, das Implantat herauszunehmen, um einer Beschädigung vorzubeugen. Mit dieser Bescheinigung können sich Frauen von ihrer Krankenkasse bestätigen lassen, dass sie die Kosten übernimmt.

Haben Betroffene Ansprüche an den Hersteller dieser Implantate? Ist ein Schadensersatz möglich?
Ansprüche können theoretisch direkt beim Hersteller geltend gemacht werden. Das Problem: Die Firma ist insolvent und hat ihren Hauptsitz in Frankreich. Da dürfte wenig zu holen sein.

Kann der Arzt, der das Implantat eingesetzt hat, in Haftung genommen werden?
Wohl nur, wenn der Arzt wusste, dass er etwas Fehlerhaftes oder Gefährliches implantiert hat. Selbst in diesem eher unwahrscheinlichen Fall wird es aber schwer sein, ihm dieses Wissen nachzuweisen.

Werden Medizinprodukte wie diese Implantate vorher genügend geprüft?

Eine Prüfung findet natürlich statt, doch es wird eben nicht jedes einzelne Implantat geprüft. Die Firma PIP war hier wahrscheinlich mit viel krimineller Energie unterwegs. Wir können uns vorstellen, dass zur Prüfung ein ordentliches Implantat vorgelegt wurde, und später dann Implantate mit Industriesilikon vom Band liefen.

Was kann getan werden, um solche Skandale künftig zu vermeiden? Wir fordern:
bessere Prüfung bei der Zulassung von Medizinprodukten,
mehr Kontrollen der laufenden Produktion, vor allem müssen diese Kontrollen unangemeldet stattfinden,
mehr Sorgfalt und Qualitätsbewusstsein bei den operierenden Ärzten und ihren Fachgesellschaften,
mehr Zurückhaltung bei der Bewerbung von Schönheitsoperationen,
und schließlich die Hauptsache: Frauen (und Männer) sollten sich diesen Skandal zu Herzen nehmen (oder zur Brust nehmen) und Schönheitsoperationen vermeiden, denn sie bergen – wie jede Operation – eine Menge Risiken und sind medizinisch gesehen völlig unnötig!

Stand vom Dienstag, 10. Januar 2012
Quelle:VBZ Hamburg

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