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Banken erwarten weitere Aufschwungjahre

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„Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft bleiben sehr freund­lich: gut gefüllte Auftragsbücher, der anhaltende Beschäftigungsaufbau und die weiter erfreulichen Perspektiven für die Weltwirtschaft werden dafür sorgen, dass sich der Aufschwung in Deutschland 2011 mit einem Wirtschaftwachstum von 3,0 Prozent fortsetzt“, sagt Uwe Angenendt, Chefvolkswirt der BHF-Bank und Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschafts- und Währungspolitik des Bankenverbandes.

Der Aus­schuss, in dem die Chefvolkswirte der privaten Banken vertreten sind, hat heute seine Frühjahrskonjunkturprognose veröffentlicht. Auch für 2012 erwarten die Chefvolks­wirte ein bislang für deutsche Verhältnisse überdurchschnittliches Wirtschafts­wachstum von 2,3 Prozent. Angenendt: „Deutschland steht vor zwei weiteren Aufschwungjahren.“

Allerdings verweist der Ausschuss auch auf Risiken, die die künftige wirtschaftliche Entwicklung gefährden können: „Der Inflationsdruck hat weltweit zugenommen. Die Zentralbanken sollten nun besonders wachsam sein“, so Angenendt. Deshalb erwarte die Mehrheit der Chefvolkswirte, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bereits im zweiten Quartal dieses Jahres beginne, den Leitzins in behutsamen Schritten anzuheben. Bis zum Jahresende wären zwei bis drei Schritte von jeweils 25 Basis­punkten plausibel. Angenendt betont: „Die EZB kann so nicht nur einen deutlichen Anstieg der Inflationserwartungen verhindern, sondern letztlich auch die tatsächliche Inflationsentwicklung zügeln.“ Für den Euro-Raum prognostizieren die Chefvolkswirte der privaten Banken daher 2012 eine Inflationsrate von 2,1 Prozent nach 2,2 Prozent in diesem Jahr. Zudem könnten bei einer glaub­würdigen Stabilitätspolitik der EZB auch die Kapitalmarktzinsen auf einem insgesamt moderaten Niveau bleiben.

Ein weiterer Risikofaktor für einen anhaltenden Aufschwung bleibe zudem die euro­päische Staatsschuldenkrise. Hier habe sich die Situation an den Märkten auch in Erwartung des Gesamtpakets, das im Europäischen Rat in den kommenden Wochen debattiert werde, zwar etwas stabilisiert. Vor überzogenen Hoffnungen müsse aller­dings gewarnt werden. Realistisch sei, dass die Krise nur über eine längere Wegstrecke, Schritt für Schritt, entschärft werden könne. „Wer glaubt, die Staatsschuldenkrise lasse sich mit einem großen Befreiungsschlag lösen, unterliegt einer Illusion“, mahnt Angenendt. Notwendig seien konsequente Haushaltskonsolidierung und Struktur­reformen in den betroffenen Ländern. Auch das finanzpolitische Rahmenwerk der Währungsunion müsse geändert werden, um die Staatsverschuldung in Zukunft wirksam zu bremsen.

Nach Meinung der Chefvolkswirte sei zudem überlegenswert, ob im Rahmen der Hilfs­maßnahmen Staatsanleihen überschuldeter Euro-Staaten am Sekundärmarkt aufge­kauft werden sollten oder den betroffenen Ländern Kredite zum Rückkauf eigener Anleihen gewährt werden sollte. „Mit dieser zusätzlichen Funktion des aktuellen Rettungsschirms könnte sich die EZB aus dem Ankauf von Staatsanleihen zurückziehen und sich wieder auf ihre Kernaufgabe – die geldpolitische Steuerung – konzentrieren, ohne dass die im aktuell volatilen Umfeld wichtige Marktpflegefunktion aufgegeben würde“, verdeutlicht Ausschussvorsitzender Angenendt.

Im Ausschuss für Wirtschafts- und Währungspolitik des Bankenverbandes sind zurzeit vierzehn Chefvolkswirte von privaten Banken in Deutschland sowie des Bankenver­bandes vertreten. Das Gremium veröffentlicht zweimal im Jahr eine Konjunktur­prognose, die auf einer Umfrage unter den Mitgliedern des Ausschusses und der anschließenden Diskussion der Umfrageergebnisse beruht.

Quelle:BdB

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